Einer wie Bruno

Einer wie Ulmen

Der deutsche Klassenclown verdirbt den Film

Ob als Gewerbeaufsichtsbeamter in Männerherzen, als Ritter in Wickie auf großer Fahrt oder als Mehrfachsitzenbleiber und überalterter Gesamtschüler in Jonas - vor Christian Ulmen gibt es kein Entrinnen. In Anja Jacobs' Einer wie Bruno spielt der ehemalige MTV-Moderator nun einen geistig behinderten Vater, der allein mit seiner dreizehnjährigen Tochter lebt.

Eine solche Rolle einem ausgewiesenen TV-Komiker wie Ulmen zu übertragen, ist ein gewagtes Unterfangen. Denn in der öffentlichen Wahrnehmung ist Ulmen zu sehr in seinen eigenen Fernsehformaten gefangen, die einen unvoreingenommenen Blick auf die Figur in diesem Film verstellen. Dabei birgt die Grundkonstellation einer Vater-Tochter-Beziehung, in der das Mädchen langsam erwachsen wird und der Vater auf dem geistigen Stand eines Zehnjährigen stehen geblieben ist, ein interessantes Konfliktpotenzial.

Nach dem Tod der Mutter musste Radost (Lola Dockhorn) mehr Verantwortung tragen, als einem Kind in ihrem Alter gut tut. Vor der Betreuerin des Jugendamtes gelingt es Vater und Tochter nach eingeübtem Rollenspiel den Schein eines funktionierenden Eltern-Kind-Alltages aufrecht zu erhalten. Bruno räumt im Supermarkt Regale ein und Radost bringt vom Gymnasium gute Noten mit nach Hause. Aber nun kommt die Tochter langsam in die Pubertät, verliebt sich und möchte eigene Wege gehen, ohne sich immer um den zurückgebliebenen Vater kümmern zu müssen.

Ulmen spielt die enervierenden wie sentimentalen Seiten der Figur mit seinem typischen Hang zu schauspielerischer Überdosierung aus. Das tut dem Film nicht gut, auch wenn er den Fokus auf die Perspektive des jungen Mädchens legt, das lernen muss die eigenen Bedürfnisse gegen die Verantwortung für ihren Erziehungsberechtigten durchzusetzen. Aber Ulmens aufdringliches Spiel kleistert eine interessante Geschichte zu, die mehr Sensibilität und weniger Promischaulust verdient hätte.

Martin Schwickert

D 2012 R: Anja Jacobs B: Marc O. Seng K: Daniel Möller D: Christian Ulmen, Lola Dockhorn. Lucas Reiber