Ein Jahr vogelfrei!

Auf der Lauer

Jack Black und Steve Martin als Vogelbeobachter

Normalerweise sorgt die Anwesenheit des Komikers Jack Black dafür, dass sich jede noch so harmlose Komödie in etwas leicht Wahnsinniges verwandelt. Ob zuletzt war in Gullivers Reisen zu beobachten, wie eine eigentlich auf Mainstream-Publikum ausgelegte Angelegenheit in jener sanften Anarchie versank, die überall entsteht, wenn Jack Black auftaucht.

Umso erstaunlicher, dass er hier eher das Gegenteil bewirkt: In Ein Jahr vogelfrei! (zweifellos Anwärter auf den "Dümmster deutscher Filmtitel des Jahres"-Award) spielt er einen harmlosen Loser, dessen Hobby Vogelbeobachtung ist. Er muss einen Vogel nur gesehen und notiert haben, und am Ende des Jahres vergleichen die Vogelbeobachter, wer die meisten Vögel hat. Wer es darauf anlegt, in dieser Disziplin Jahresmeister zu werden, nimmt sich ein "Big Year", also ein Jahr frei vom Leben, und widmet sich ausschließlich dem Vögelzählen.

Das rührende an diesem Wettbewerb ist, dass ihn niemand kontrolliert. Jeder zählt seine Vögel selbst, niemand mit diesem Hobby kommt anscheinend auch nur auf die Idee, der Nebenmann könne mogeln. Der einzige Bauerntrick der Vogelzähler besteht darin, seinen Kollegen nicht zu verraten, wer gerade ein "Big Year" nimmt. Und so stehen Jack Black, Steve Marttin und Owen Wilson als freundliche Konkurrenten nebeneinander und flunkern einander die Hucke voll, warum man sich hier an diesem vogelträchtigen Ort schon wieder begegnet, obwohl doch jeder beteuert, keinesfalls ein "Big Year" genommen zu haben.

Diese sanfte, freundliche Skurrilität durchzieht den ganzen Film von David Frankel (Der Teufel trägt Prada), der seltsame Menschen bei ihrem seltsamen Hobby beobachtet. Wir sehen die Angehörigen, die sich (wie der Zuschauer) beim besten Willen keinen Reim darauf machen können, was an diesem Hobby so faszinierend sein soll, und wir sehen rudelweise aufgeregte Birdwatcher, die in zugigen Blechhütten übernachten, um am nächsten Morgen eine bestimmte Vogelart zu sehen.

Neben einer Geschichte, die völlig undramatisch und doch sehr witzig erzählt wird, glänzt The Big Year (O-Titel) durch Nebendarsteller wie John Cleese, Brian Dennehy, Dianne Wiest, Anjelica Huston oder Kevin Pollak. Eine freundlichere Komödie wird man in diesem Kinojahr kaum zu sehen bekommen.

Thomas Friedrich

The Big Year USA 2011 R: David Frankel B: Mark Obmascik, Howard Franklin K: Lawrence Sher D: Jack Black, Zahf Paroo, Owen Wilson, Steve Martin