DER EINSATZ


Mach's noch einmal, Al!

Colin Farrell als CIA-Azubi, Al Pacino als Teufel

Nichts ist so wie es scheint", sagt Al Pacino, zerreißt eine Zeitung mehrmals, wedelt ein wenig damit herum und -Hokuspokusfidibus - ist sie wieder ganz. Toller Trick. Würde Regisseur Roger Donaldson (Thirteen Days) auch gerne können. So ein bisschen Magie auf die Leinwand bringen und das Publikum mal richtig in die Irre führen. Und er versucht es, einen ganzen langen Film lang.
Nach dem Zaubertrick kreist Pacino drei Buchstaben auf der Zeitung ein. Aus dem Wort Financial wird CIA. Dahinter muss man keine subversive Systemkritik vermuten. Auch wenn sein Gegenüber meint, der CIA sei ein Haufen fetter Säcke, die gepennt haben, als wir sie am meisten brauchten. Er wird eines besseren belehrt. Als Talentscout rekrutiert Walter Burke (Pacino) den frisch diplomierten Computerhacker James Clayton (Colin Farrell) für den geheimen Dienst am Vaterland. Erst einmal geht es ins Ausbildungslager. Auf der Farm lernen die angehenden Agenten Autos sprengen, Lügendetektoren foppen, Verhöre überleben und vor allem eines: Misstrauen. Denn (und jetzt aber alle zusammen): Nichts ist so, wie es scheint!
Das gilt, wie man sich denken kann, besonders für Frauen. Die schöne Kollegin Layla (Bridget Moynahan) soll eine Doppelagentin für einen nicht näher spezifizierten Schurkenstaat sein. Großes steht auf dem Spiel, was man vor allem an den langen ASCII-Code-Tabellen erkennt, die nach atemberaubenden Download-Prozessen aus der CIA-Zentrale geschmuggelt werden. Burke setzt James als besonders geheimen Geheimagenten auf die feindliche Datensammlerin an. Schon bald gerät der Azubi in Konflikt zwischen lockendem Weib und charismatischem Ersatzvater.
Drei Drehbuchautoren haben an dem Script ihre Fingerabdrücke hinterlassen. Jede Plotwendung wird stolz präsentiert, als gäbe es dafür Fleißkärtchen. Zu mehr Plausibilität hat es nicht geführt: Mehrfach warnt Pacino als Ausbilder vor den Gefahren des Mobilfunks für den Undercover-Einsatz, wenige Filmminuten später plaudert er via Handy mit seinem Protegé ungestraft über Mord und Totschlag.
Überhaupt Pacino. Wie oft hat man ihn schon in der Rolle des zwielichtigen Mentors gesehen? Spiel den Mephisto noch einmal, Al! Denk an die alten Zeiten! Aber wenn Charisma zur Routine wird, ist die Grenze zur Lächerlichkeit schnell überschritten. Das gilt besonders für Schlussmonologe, die dem wirren Agentendrama zur finalen Auflösung verhelfen sollen. Da schaut man schon lieber dem chronisch unrasierten Colin Farrell bei der Arbeit zu und hofft, dass er sich bei den Dreharbeiten nicht mit dem Method-Actor-Virus infiziert hat.

Martin Schwickert
The Recruit USA 2003 R: Roger Donaldson B: Roger Towne, Kurt Wimmer, Mitch Glazer K: Stuart Dryburgh D: Al Pacino, Colin Farrell, Bridget Moynahan