DIE EISBOMBE

Öko-Freaks im Luftschutzbunker

Eine Satire gegen den alternativben Gesundheitswahn

Thomas-Albert Schuhmann-Weihl - so zu heißen sollte bei Weitem Strafe genug sein, aber sein zweifacher Doppelname ist das geringste Problem des 20-jährigen. Beide Elternteile sind Lehrer und radikale Gesundheits- und Ökoverfechter, und das geht auch an Thomas-Albert und seinem kleinen Bruder Günther nicht spurlos vorbei. Er hat eine Regenphobie, die sich darin äußert, dass er ohne Regenschirm nicht das Haus verlässt, hinzu kommen neurotische Ängste und diverse Allergien auf jegliche nicht-ökologischen Nahrungsmittel.

Der Gesundheitswahn der Schuhmann-Weihls lässt sich nicht mit der Mentalität der derzeitigen Wegwerfgesellschaft vereinbaren, und so bleiben sie in trauter Viersamkeit in ihrem Einfamilienhaus in Bornbüttel.

Das kranke Familienidyll wird jäh zerstört als eines Abends ein großer mysteriöser Eisball durch das Dach des Familienhauses kracht. Sofort wird das Haus evakuiert als sei Bombenwarnung, und die ganze Familie versteckt sich im Luftschutzbunker im Garten. Dort warten Konserven aus Vor-Tschernobyl-Tagen, um das Überleben zu sichern.

Thomas versucht die Situation zu nutzen um sich von seiner Familie abzugrenzen und zieht, gegen den Willen seiner Eltern, in ein Zimmer ins Krankenhaus, in dem er seinen Zivildienst leistet.

Dort trifft er die Hauswirtschaftlerin Elfie und ihre schöne Nichte Lucie. Thomas verliebt sich in Lucie und wagt den Sprung in ein neues Leben, während seine Eltern eine peinliche Fernsehschlammschlacht beginnen, um erstens die Schäden am Haus bezahlt zu bekommen und zweitens ihren Sohn nach Hause zu holen. Die Eisbombe ist eine schwarze Familienkomödie, die nicht nur vor Ökofanatismus warnt, sondern auch innerfamiliäre Strukturen punktgenau beschreibt. Regisseur Oliver Jahn ist es gelungen, seinen Situationen und Charakteren einen gewissen Ralitätsgehalt zu belassen. Und das ist es, was dem Film eine gewisse Tragik verleiht, aber auch dem Zuschauer die Möglichkeit bietet, sich mit der Handlung und den Figuren zu identifizieren.

Oft sagen Bilder mehr als tausend Worte, und so wird die Grießbreidekoration Frau Schuhmann-Weihls genauso aussagekräftig wie ein Gespräch. Auch die Besetzung könnte man sich besser nicht wünschen. Insbesondere Kinodebütant Eike Weinreich brilliert in seiner Rolle als Thomas-Albert. Er spielt den neurotischen Jugendlichen überzeugend und schafft gleichzeitig, den Charakter mit Witz auszustatten. Endlich mal wieder ein Film, für den es sich lohnt, ins Kino zu gehen!

Janne Hiller

D 2008, R: Oliver Jahn B: Oliver Jahn, Stéphane Bittoun K: Julian Atanassov D: Eike Weinreich, Katharina Schüttler, Karoline Eichhorn, Peer Martiny, Heike Jonca