Die Eiskönigin - Völlig unverfroren

Ungleiche Schwestern

Disneys Weihnachtsfilm ist erfrischend unkitschig

Mit einer besonderen Gabe kommt auch große Verantwortung - das mussten schon viele übermenschlich Begabte lernen, und der Thronfolgerin Elsa ergeht es in Disneys diesjährigem Weihnachtsfilm nicht anders. Mit ein paar geschmeidigen Handbewegungen kann sie einen Ballsaal in eine Eishalle verwandeln, aber die junge Prinzessin hat ihre Tiefkühlfähigkeiten leider nicht ganz unter Kontrolle. Seit sie beim Spiel ihre jüngere Schwester Anna lebensgefährlich verletzt hat, lebt sie hinter verschlossenen Türen, um ihre Mitmenschen nicht zu gefährden. Aber als die Eltern ums Leben kommen, muss Elsa die Herrschaft über das Königreich Arendelle übernehmen. Die Krönungsfeierlichkeiten enden im Desaster, als die zerstörerischen Fähigkeiten der neuen Regentin ans Licht der Öffentlichkeit gelangen.

Nur sehr lose haben die Regisseure Chris Buck und Jennifer Lee ihre Story an Hans Christian Andersens "Die Schneekönigin" angelehnt und erzählen das Märchen als Beziehungsgeschichte zweier ungleicher Schwestern. Elsas Leben ist ganz darauf ausgerichtet, ihre gefährliche Gabe unter Kontrolle zu bringen und sich von der Welt abzuschotten. Die rothaarige Anna hingegen leidet unter der Enge des verschlossenen Palastes und wirft sich lustvoll ins Getümmel, als die Türen für die Krönungsfeier geöffnet werden.

Die sympathische Quasselstrippe und die unnahbare Eiskönigin ergeben ein spannungsvolles und unterhaltsames Duo, das durch weitere liebevoll charakterisierte Nebenfiguren aufgewertet wird. Gute Arbeit haben die Disney-Animateure erneut bei der Gestaltung des stilvollen Settings geleistet, in dem die Vereisungskünste bis hin zu einem riesigen Eispalast hemmungslos ausgelebt werden und die 3D-Effekte gut dosiert zum Einsatz kommen. Wie schon Rapunzel - neu verföhnt lässt auch Die Eiskönigin die kitschige Biederkeit früherer Disney-Märchen weit hinter sich.

Martin Schwickert

Frozen USA 2013 R: Chris Buck, Jennifer Lee B: Jennifer Lee, Chris Buck, Shane Morris K: Scott Beattie