ELIZABETHTOWN

Seelenverwandte
Ein liebevoller Kleinstadt-Film

Für jemanden, der es geschafft hat, seiner Kleinstadtvergangenheit zu entkommen, ist eine Reise zurück nie besonders erheiternd. An den Geburtsort des eigenen Vaters zurückzukehren dürfte auch nicht gerade den angenehmsten Trip darstellen - insbesondere, wenn man dorthin fliegt, um die seine Leiche abzuholen.
Für Drew Baylor (Orlando Bloom) sollte dieser Trip allerdings ein Zuckserschlecken sein, schließlich war der frisch gescheiterte Schuhdesigner gerade dabei, sich Mithilfe eines Heimtrainers, eines Steakmessers und einer Rolle Klebeband umzubringen, als ihn die Nachricht vom Ableben seines Vaters erreichte. Auf dem Weg nach Elisabethtown, dem Geburtssitz der Baylors stolpert eine weitere Komplikation in Drews Leben: eine Stewardess namens Claire (Kirsten Dunst), die ihm partout nicht von der Seite weichen will; schließlich seien sie beide "Ersatzleute" im Leben ihrer jeweiligen egozentrischen Lebenspartner und daher für eine platonische Freundschaft wie geschaffen.
Dass mehr aus der Freundschaft dieser verwandten Seelen wird, ist keine Überraschung. Cameron Crowe sorgt mit brillanten Dialogen, skurrilen Einfällen und einer charmanten Inszenierung dafür, dass uns die Zeit nicht langweilig wird. Schön beobachtete Momente wie nächtelange Telefongespräche, die - dem Handy sei Dank - erst im Morgengrauen am Ufer eines Flusses enden, wechseln sich mit obskur-romantischen Urneneinkäufen und kleinen, süßen Nichtigkeiten ab und schaffen das Bild einer perfekten Liebe: unerwartet, ungewollt und alles andere als unerwünscht.
Elizabethtown ist die schönste und originellste Liebesgeschichte des Jahres und wäre, ohne die unnötige Einführung und den langen Roadtrip zum Ende hin, einer der besten Filme. Glücklicherweise verzaubert die Geschichte so sehr, dass man den Ballast schnell vergisst und die originellen und wichtigen Momente in Erinnerung bleiben - wie bei einer lang verflossene, aber nie vergessene Liebe.

Karsten Kastelan
USA 2005 R: Cameron Crowe. B: Cameron Crowe. K: John Toll. D: Orlando Bloom, Kirsten Dunst, Susan Sarandon, Judy Greer, Alec Baldwin, Bruce McGill, Jessica Biel