ELSA UND FRED

Letzte Lügen

Eine sentimentale Komödie über die Liebe im hohen Alter

Im Wohnzimmer hängt ein Bild von Anita Ekberg, wie sie in Fellinis La dolce vita in der Fontana di Trevi badet. "Genau so habe ich früher ausgesehen", behauptet Elsa (China Zorrilla). Früher - das muss etwa 57 Jahre her sein, wenn Elsas Altersangabe stimmt, was sehr unwahrscheinlich ist. Denn mit der Wahrheit nimmt es die alte Dame nicht sehr genau. Warum sollte man sich in den letzten Jahren, die einem noch bleiben, nicht mit ein paar Lügen über Wasser halten dürfen?
"Ich bin ein Teenager im Körper einer alten Frau" behauptet Elsa weiter. Das ist nicht gelogen. Denn wenn etwas dran ist an der Regressionstheorie im Alter, dann hat die vergnügte Alte den wohligen Zustand der sorglosen Jugend wieder erreicht. Ganz im Gegensatz zu Fred (Manuel Alexandre), ihrem neuen Nachbarn. Der ist gerade Witwer geworden, trinkt nur koffeinfreien Kaffee und gibt sich seinen hypochondrischen Wahnvorstellungen hin. Ein Trauerkloß von einem Mann und eine Herausforderung für Elsa. Offensiv wirbt sie um sein Herz und um die letzte Liebe ihres Lebens. Unter Elsas Fittichen entdeckt Fred, dass er nicht der alte Tatterkreis ist, den seine bevormundende Tochter in ihm sieht.
Filme über das Liebesglück im Alter sind selten frei von sentimentalen Projektionen. Das ist hier nicht anders. Auch wenn die lebenslustige Elsa mit viel Selbstironie und Sarkasmus auf ihre finale Lebensphase blickt, dient das nur dazu, die Rührseligkeit des Sujets zu verstärken. Elsa & Fred ist ein herzensguter, aber leider eben kein besonders aufregender Film und auch für Herzschrittmacher-Träger bestens geeignet. Sicher gehorcht die Liebe im Alter anderen Gesetzen, aber gerade die hätte Carnevale etwas mutiger erforschen können.

Martin Schwickert

Sp/Arg. 2004 R: Marcos Carnevale B: Marcos Carnevale, Lily Ann Martin, Marcela Guerty, Lito Vitale K: Juan Carlos Gómez D: Manuel Alexandre, China Zorrilla, Blanca Portillo