END OF DAYS - NACHT OHNE MORGEN


Noch'n Omen

Satan kriegt die Tür nicht auf

Davon haben wir doch immer geträumt: Herr Schwarzenegger gibt sich die Kugel, ein Kurienkardinal kriegt die Nase auf den Rücken gedreht, der Teufel fährt ohne zu Bezahlen U-Bahn wie der Teufel - und um Null Uhr geht die Welt dann doch nicht unter.
"New Yorker Zeit?" fragt der Held anfangs noch frech. Da hat der trunksüchtige Bodyguard gerade den Gottseibeiuns in Menschengestalt vor einem Attentat gerettet, den Heckenschützen nach fulminantem Hubschrauberstunt am Priesterkragen geschnappt, und genau das eine Buch beweismittelunterschlagen, das die ganze Prophezeiung erklärt. Alle 1000 Jahre nämlich drängt es den Fürst der Finsternis zum Geschlechtsverkehr mit einer Menschin, immer kurz vor Glockenschlag. Und wenn es klappt, dann klappt die Erde gleich und für immer komplett die Bürgersteige hoch. So ungesund kann Sex sein.
Warum es aber an den bisherigen Jahrtausend-Enden nicht zum Akt kam, dass seit dem letzten Interruptus erst 999 Jahre vergingen, und wieso die orakelnden Mittelalter-Mönche tatsächlich Times Square Ortszeit in den Katastrophenkalender einbauten ... fragt nicht! Weshalb Beelzebub schon Tage vor dem unheiligen Date-Rape als Gabriel Byrne durch die Stadt zieht, aufgrund welcher Bibelstelle man mit einem Granatwerfer faustdicke Löcher in den Leibhaftigen stanzen kann, oder ob der Sex mit Satan nur bei fehlender Zeugungsabsicht so verwerflich ist ... wir und der Film müssen einfach dran glauben.
Dabei hat End of Days durchaus Momente; wenn, fein gekleidet, Byrne die Apokalypse als unfreundliche Übernahme der Firma Welt rechtfertigt, wenn der Papst wie der Pate mit Murmeln und Handauflegen seine Kapos losschickt - die einen, um Luzifers Liebchen vorm Vollzug zu ermorden, die anderen, um die Jungfrau gegen alle Unbill zu beschützen ... dann geraten Gut und Böse für Sekunden wirklich durcheinander. Und wenn beim Aufwärmtraining des Höllen-Herrn er mit Frau und Tochter eines seiner Jünger tatsächlich ein Fleisch wird ... dann ahnt man, was die Tricktechnik für das Schauder-Kino tun kann.
Nichts jedoch, was Cronenberg nicht schon vor Jahren getan hätte. Ein großer Teil des 100 Millionen Film-Etats ging wohl eh für Plagiats-Tantiemen an die Autoren von Omen, Rosemaries Baby, Sieben, Speed, ja sogar Stagecoach etc. ... ständig sieht man, dass Regisseur Peter Hyams nie wußte, was das ganze eigentlich soll. Nichtmal, wieso Big Arnie am Beginn so fertig ist, daß er sich umbringen will - und warum am Ende so fest im Glauben, dass er es wirklich tut.
Wo doch mit einer simplen präcox schon das Omen platzte. Udo Kier, hier in einer Nebenrolle als Luzifers Lude, wurde vor Jahrzehnten mal als Dracula um den Spaß am Jungfernbeißen gebracht, weil ein kluger Bodyguard das Mädchen vorher zur Frau rettete. Solche Scherze macht der alternde Action-Man und Familien-Vater Schwarzenegger nicht. Er wirft beim Showdown in der Kirche nur final die Knarre weg, läßt sich im Angesicht unseres lieben Herrn Jesus, der sich durchgehend raus hält, als des Teufels neuer Körper zwangsverpflichten - und hat dann doch noch Eier genug, sich in ein zufällig herumliegendes Schwert zu stürzen. T2 und A3 waren da befriedigender.

WING