An Enemy to die for

Ein Krieg im Norden

Auf der Suche nach dem Ur-Kontinent des Herzens

Heute lernen wir schon in der Schule, dass die Erde in vermutlich glücklicheren Zeiten einmal keine Kontinente kannte, oder nur einen. Alle Länder hingen engumschlungen aneinander, jeder konnte überall hin gehen. Leider gab es damals noch keine Menschen. An denen kann es also nicht gelegen haben, dass Pangäa zu Bruch ging und seitdem allerlei Erdteile getrennt voneinander auf der Welt herumvagabundieren.

Der Deutsche Alfred Wegener entwickelte vor knapp 100 Jahren die Theorie dieser Kontinentalverschiebung, galt lange Zeit als Spinner, bestenfalls als Poet und erst heute als visionärer Vater der Polarforschung. Der Schwede Peter Dalle, bisher nur bekannt für die seltsame 1945er Komödie Verschwörung im Berlin-Express, erfand nun eine beinahe mögliche multinationale Expedition, bei der 1939 Engländer, Deutsche und Schweden gemeinsam hoch in den Norden fahren, um Wegeners Theorie zu überprüfen.

Die ist aber bloß ein Vorwand, um europäische Konflikte auf engstem Raum ineinander krachen zu lassen. Schnell wird der Urkontinent als Metapher eingeführt, wahlweise für die Weltmachtabsichten der Deutschen oder die Gemeinsamkeit aller Menschen. Kaum aber haben sich blasierte Briten, knorrige Skandinavier und blasse Deutsche im Namen der wertfreien Wissenschaft zusammengerauft, fallen Hitlers Truppen zu Hause in Polen ein und der Weltkrieg in der Nussschale bricht aus. Mühsam halten die Expeditionsteilnehmer noch eine Weile einerseits zu ihren Ländern und andererseits zur Wahrheitssuche, aber langsam wandelt sich der Abenteuerfilm mit Liebesgeschichte zum Spionage-Thriller. Nicht jeder an Bord ist, was er zu sein scheint, und auch im bekennenden Hitler-Verehrer ("Der Führer gibt uns Hoffnung") steckt ein Mensch mit Gewissen.

Der besonders (Axel Prahl) macht den Reiz dieses kleinen Films in großartiger Umgebung aus. So glaubwürdig war schon lange kein unheldenhafter Nazi-Mitläufer mehr, so überzeugend möchte sich wohl mancher Wissenschaftler im Angesicht der Gefahr nach langem Zögern dann doch für die richtige Partei entscheiden. Dagegen fällt die Romanze zwischen der deutschen Expeditions-Assistentin und dem schwedischen Sprengmeister etwas ins Kitschige ab. Und ganz aus dem Ruder läuft der Film immer dann, wenn er den engen Handlungsraum des Forschungsschiffs im Polarmeer verlässt.

Bei einer Audienz der deutschen Wissenschaftler mit einem dicken Nazi-Potentaten in Berlin etwa will Dalle offenbar komisch sein, wirkt aber nur albern. Und der Teaser-artige Action-Vorspann verwirrt mit Blut, Eisbär und Gewehrfeuer nur den leise spannenden, gemächlichen, fast theaterhaften Gang der Hauptstory. Wenn die im Grunde schon zerstrittenen Forscher beim ersten Landgang übermütig eine Schneeballschlacht entfesseln, während zu Hause schon die Panzer rollen, dann ist das zwar erfunden, aber gut.

Wing

En fiende att dö för. S/N/P/D 2012. R + B: Peter Dalle K: Göran Hallberg D: Tom Burke, Allan Corduner, Jeanette Hain, Axel Prahl