The Equalizer

Der Samurai

Denzel Washington ist recht handfest für das Gute und gegen das Böse.

Es geht um einen Mann, der ein Ritter sein will, obwohl er in einer Zeit lebt, in der es keine Ritter gibt" - so fasst Robert McCall (Denzel Washington) den Inhalt des Buches, das er gerade liest, zusammen. Und da ahnt man schon, dass er nicht nur über Don Quijote spricht, sondern auch über sich selbst. Der Mann trägt weder Rüstung noch Schwert. Aber so wie er in sich ruhend durch die Welt geht, umgibt ihn die Aura der Unantastbarkeit. In ihm schlägt das Herz eines Edelmannes in einer an Edelmännern armen Zeit.

Dabei führt dieser McCall eigentlich ein einfaches, zurückgezogenes Leben. Der alleinstehende Witwer arbeitet in einem Baumarkt und bewohnt ein spartanisch eingerichtetes Apartment. Jeden Abend bezieht er mit einem guten Buch am Tisch eines benachbarten Diners Position und liest gegen die eigene Schlaflosigkeit an.

Dort sitzt auch oft die blutjunge Prostituierte Teri (Chloë Grace Moretz) am Tresen und unterhält sich mit dem eigenbrötlerischen Stammgast. Als Teri von ihren Zuhältern schwer misshandelt ins Krankenhaus eingeliefert wird, beschließt McCall, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Überraschend angstfrei und unbewaffnet begibt er sich in das Hauptquartier des russischen Escort-Services, um Teri freizukaufen. Als seine Offerte abgelehnt wird, braucht er zwanzig Sekunden, um ein halbes Dutzend Finsterlinge Mithilfe umherliegender Haushaltsgegenstände zu erledigen.

Natürlich bleibt es nicht bei diesem einen Gerechtigkeitseinsatz. Die Zuhälter waren nur ein Teil eines kriminellen Netzwerkes russischer Prägung. Und die Mafia-Struktur setzt sich gegen den Einzeltäter zur Wehr, der den reibungslosen Fluß ihrer illegalen Kapitalströme stört.

Auf der Bildebene weitet sich der Blick auf die illegalen Auswüchse einer Wirtschaftsstruktur, in der einige Wenige Riesengewinne auf Kosten der Mehrheit abschöpfen. Schubkarrenweise werden im Hauptquartier der Mafia die Dollarscheine reingefahren, gezählt und meterhoch auf Paletten gestapelt. Die Obszönität entfesselter Profitgier wird in starke Bilder gefaßt.

Das kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei The Equalizer um einen klassischen Selbstjustiz-Thriller handelt, der sich in den letzten Jahren gerade in den USA wieder großer Beliebtheit erfreut.

Denzel Washington legt seinen Einzelkämpfer, der allem materiellen Glücksversprechungen abgeschworen hat, mit geradezu zen-buddhistischer Gelassenheit an. Leider verliert Fuqua nach einer ausführlichen Einführung seiner interessanten Hauptfigur mit dem ersten Massaker zunehmend das Maß. Hat der Film nach einer Stunde erst einmal Blut geleckt, steigert er sich in einen Rausch expliziter Gewaltszenen hinein, deren voyeuristische Inszenierung ganz im Gegensatz zur Integrität seines pragmatisch agierenden Helden steht.

Wahrscheinlich war es gerade diese Mischung aus moralischer Parteinahme und exzessiver Gewaltdarstellung, die den Erfolg des Filmes in den USA beflügelte, wo sich The Equalizer am Startwochenende souverän auf den ersten Platz der Kinocharts hoch gemordet hat.

Martin Schwickert

USA 2014 R: Antoine Fuqua B: Richard Wenk K: Mauro Fiore D: Denzel Washington, Marton Csokas, Chloë Grace Moretz. 131 Min.