Für US-Mittelklasse-Kids gehört der "Eurotrip" nach dem High-School-Abschluss zum Standardprogramm. Bewaffnet mit dem unentbehrlichen "Lets Go Europe"-Reiseführer schmelzen die jungen Backpacker den Kontinent zu einem touristischen Konzentrat zusammen und haken von Athen bis Titisee sorgfältig alle Europa-Klischees ab. Jeff Schaffers Teenie-Sexkomödie (ja, so etwas gibt es wieder) Eurotrip macht sich gar nicht erst die Mühe, diesen Stereotypen entgegenzuwirken, sondern schlägt daraus - mit mäßigem Erfolg - humoristisches Kapital. Die Hooligan-Kneipe in London, Amsterdam als sex- und drogengesättigter Sündenpfuhl, Bratislava - eine einzige verwüstete Plattenbausiedlung. Und Berlin? Ausgerechnet zur deutschen Hauptstadt ist den Filmemachern keine Karikatur eingefallen. Dabei ist Berlin das eigentliche Ziel der Reise.
Hierhin drängt es Scotti (Scott Mechlowicz), der sich nach einer schmerzhaften Trennung in die Arme seiner langjährigen E-Mail-Freundin Mieke (Marienhof-Sternchen Jessica Böhrs) werfen will. Gemeinsam mit drei gut sortierten Mitschülern (ein Witzbold, ein Kulturstreber und ein Aschenputtel als Quotenfrau) begibt er sich auf einen Hindernislauf durch die europäischen Metropolen. Natürlich geht es hier vor allem um das Eine, und vom französischen FKK-Zombie-Strand über das niederländische SM-Studio bis zum Happy-End-Koitus im Beichtstuhl des Vatikans wurde der Phantasie freien Lauf gelassen. Jede Darstellerin mit mehr als zehn Dialogzeilen entledigt sich früher oder später ihrer Oberbekleidung. Außer Jana Pallaske. Die geht in ihrem ersten Hollywood-Auftritt in die Knie, um dem jungen Ami-Touristen einen Blowjob zu verpassen.
Erfreulich an Eurotrip ist eigentlich nur die Direktheit, mit der hier männliche Adoleszenzphantasien bedient und überzeichnet werden. Anders als in Amercan Pie, der den jugendlichen Triebstau durch verklemmte Provokationen und Exkrementalhumor kompensierte, regiert hier die nackte, pubertäre Wahrheit.