EVERYBODY 'S FINE

Leben ins Leere

Robert De Niro besucht seine Kinder

Weil sie dieses Jahr alle keine Zeit für ein Familientreffen haben, besucht Witwer Frank Goode seine Kinder eben selbst. Alle vier. Aus denen ist anscheinend was geworden: David ist Maler, Rosie Tänzerin, Robert Dirigent und Amy Leiterin einer Werbeagentur. So zumindest hat man es Frank erzählt.

Wenig überraschend, dass Frank bei der Inspektion seiner erwachsenen Blagen merkt, dass alles ein bisschen anders ist und seine Kinder sich viel Mühe geben, ihre Probleme vor Papa geheim zu halten.

Mit viel erzählerischem Aufwand macht Regisseur und Drehbuchautor Kirk Jones (Lang lebe Ned Devine) aus diesem eher alltäglichen Familiendrama eine verstörende Geschichte der Entfremdung. Abgesehen von den ersten Bildern, in denen Frank zu Hause den Garten und das Haus vorbereitet für das Treffen, das nicht stattfinden wird, enthält der Film Bilder der Kälte, der Einsamkeit, der Leere. Man möchte nicht dort wohnen, wo Franks Kinder sind, man möchte nicht auf den Bahnhöfen warten müssen, die Frank bei seiner Reise durchquert, man möchte nicht einmal aus dem Fenster des Zugs starren, der an ziemlich aufgeräumten Landschaften vorbei rauscht.

Diese innere und äußere Kälte, dieses Leben ins Nichts macht die Faszination dieses Remakes eines 20 Jahre alten italienischen Films aus. Die Crew - von Robert De Niro über Sam Rockwell, Kate Beckinsale und Drew Barrymore - spielt mit enormer Zurückhaltung.

Leider verliert der Film diese Haltung in den letzten zehn Minuten zugunsten eines verstolperten, kitschigen Endes. Bis dahin ist Everybody´s fine ein leiser Schauspielerfilm, getragen vom Understatement der Inszenierung und den leeren, kalten Bildern des Kameramannes Henry Braham.

Victor Lachner

USA 2009 R & B: Kirk Jones K: Henry Braham D: Robert DeNiro, Sam Rockwell, Kate Beckinsale, Drew Barrymore