EVIL DEAD

Remake my day

Ausgrabungsarbeiten am untoten Leibe: Fede Alvarez totentanzt noch einmal

Vor nichts hat ein anständiger Dämon mehr Angst als vor Remakes. Fortsetzungen ertrugen die Kummer gewohnten Gruselgestalten ja längst knochenklappernd, schließlich gehört es irgendwie zum moralischen Unterton des Horrorfilms, dass das Böse dazu verdammt ist, böse zu bleiben und immer dieselben Herzen zu fressen und Hirne zu unterfordern.

Sind Remakes schon unter den "normalen" Filmen eine heikle Sache und gingen in der Regel schief, so trifft es den Horrorfilm noch härter. Die Fans des Originals reagieren empfindlich auf Änderungen, Kritiker, die neue Interpretationen alter Gewaltspiele finden könnten, gehen gar nicht erst hin. Und das Publikum meist auch nicht mehr, weil eigentlich jedes Horror-Remake in den letzten Jahrzehnten bestenfalls unfreiwillig komisch ausfiel.

Und nun kommt Evil Dead, in dem fast nichts passiert außer Bluten, Schreien und in letzter Sekunde die Kettensäge finden. Der Rest ist Atmosphäre. Und manchmal auch zitterndes Schweigen. Das Mainstream-Kino, das mit diesem Remake zum ersten Mal in Deutschland einen ungeschnittenen Evil Dead erhält (das Original ist bis heute indiziert, das eher komische Sequel immer noch gekürzt) wird sich wundern über die haltlose Gewalt, über die tiefe Verstörung, die auch die unblutigen Szenen durchzieht, und eine fast schon existentialistische Verzweiflung in den wenigen ruhigen, schreckensstarren Bildern.

Warum genau da eigentlich fünf Jugendliche in eine abgelegene Waldhütte ziehen, ein böses Buch im Keller finden, einen Dämon wecken und sich fortan gegenseitig entleiben, tut nichts zur Sache. Eine Inhaltsbeschreibung führte deshalb auch ganz in die Irre. Nur ein Gedanke taucht immer wieder auf: "Um zu retten, was du liebst, musst du es töten, zerstückeln, verbrennen." Mal als Dilemma für den Täter, mal als Kritik an den Perversionen rigider Moral, mal womöglich als Lockruf des Teufels.

Zumindest damit erhebt dieser Evil Dead Anspruch, die Phase des postmodernen Horrorfilms (zuletzt The Cabin in the Woods) zu beenden und nochmal von vorne anzufangen: Gewalt, Gore, Grand Guignol für die Massen, und darüber ein kalter Hauch grundsätzlicher Ungewissheit, der auch dem Abgebrühtesten eher das Herz als den Magen umdreht.

Wing

USA 2013. R: Fede Alvarez B: Fede Alvarez, Rodo Sayages K: Aaron Morton D: Jane Levy, Shiloh Fernandez, Lou Taylor Pucci, Jessica Lucas, Elisabeth Blackwood