Exhibition

Haus der Kunst

Eine lange Studie der Ungemütlichkeit

Künstler haben es auch nicht leicht. Der Heizungskessel rumpelt, die Treppe knarrt, den ganzen Tag liegt man arbeitend im Swimming Pool, und damit der Zuschauer merkt, dass man unglücklich ist, erfand die Regisseurin mehrere Sexszenen mit einem Ikea-Hocker.

Viv Albertine und Liam Gillick sind wirklich Künstler und spielen hier D. und H., ein Künstlerpaar, das in London in einem in den 80ern hochmodernen Haus wohnt und es loswerden will. Jedenfalls sitzen sie meistens isoliert in ihren Arbeitszimmern herum, telefonieren miteinander und verstehen sich nicht.

Joanna Hogg beobachtet sie dabei beinahe dokumentarisch und sperrt den viel redenden Mann und die eher schweigsam am Hocker rubbelnde Frau in abweisend klare Architektur ein. Alle Fenster reichen bis zum Boden, aber die Außenwelt kommt fast nur in Spiegelungen vor. Schiebetüren öffnen Wände, aber dahinter ist nur noch ein Raum ohne Ausflucht.

Welche Kunst die beiden eigentlich machen, welche Probleme sie miteinander haben, warum sie ihr Haus verkaufen wollen und wieso sie gerne Ringelpullis trägt und er überall barfuß geht, man weiß es nicht. Aber trotz des sperrigen Settings und der ständig distanzierenden Bilder, die häufig von Umgebungsgeräuschen überlagert werden, gewinnt der Geduldige D. und H. langsam lieb. Sehr langsam. Erst nach über einer Stunde wagt Joanna Hogg den Ausbruch aus der enervierend realistischen Beobachtung. D. schaut in einem Theater zu, wie H. mit ihr über Kunst diskutiert. Die "Szenen einer Ehe" schleppen sich so bräsig dahin, dass nicht mal eine Minute Schwarzbild gegen Ende jemanden aufweckt. Das Haus in Kensington ist ein architektonisches Wunder von früher. Die dazwischen geschnittenen rabauzenden Straßenbauarbeiten zeigen, dass es nicht mehr zeitgemäß ist. Der Film stemmt sich dagegen. Vergeblich.

Wing

GB 2013. R + B: Joanna Hogg K: Ed Rutherford D: Viv Albertine, Liam Gillick, Tom Hiddleston. 104 Min.