FAAT KINÉ

Die Löwin
Ein Film über die Hoffnung Afrikas - die Frauen

Faat Kiné ist eine selbstbewußte Tanktstellenpächterin in Dakar. Zwei Kinder hat sie alleine großgezogen, Tochter Aby und Sohn Djib, nachdem sie von deren Vätern jeweils sitzengelassen wurde, sie hat ihnen die Schule bezahlt und ihnen ein großes Haus gekauft. Kiné braucht keinen Ehemann, wenn sie Lust auf Sex hat, kauft sie sich einen Mann. Kines Stammeszeichen ist die Löwin.
Zu Beginn des Films feiern Aby und Djib ihren Schulabschluß. Beide wollten studieren, am liebsten in Europa, aber dafür wird Mamas Geld dann wohl doch nicht langen. Und während wir Kinés Alltag beobachten, enthüllt sich langsam ihre Geschichte. Eigentlich wollte sie Anwältin werden, aber als ihr Philosophielehrer sie schwängerte, wurde sie der Schule verwiesen. Ihr eigener Vater wollte sie verbrennen, dass ihre Mutter sich dazwischen warf, hat Kiné das Leben gerettet. Die Mutter wurde daraufhin auch verstoßen und blieb bei Kiné - die Geschichte dieser Frauen ist die des Kampfes gegen die afrikanische Männerwelt und ihre tradierten Werte.
Farbenfroh und frech stellt Ousmane Sembene seine Heldin und ihre Freundinnen vor, und er läßt keinen Zweifel daran, dass in den Händen dieser Frauen die Zukunft Afrikas liegt. Sie reden unverblümt über Kondome und AIDS, sie rauchen in der Öffentlichkeit und sind, im Gegensatz zu den ständig Moral predigenden Männern, bereit, Verantwortung zu übernehmen.
In einer der Schlüsselszenen des Films wollen die Väter von Kinés Kindern zum Schulabschluß gratulieren - und bekommen von der zornigen Jugend einen gepefferten Vortrag gehalten über Scheinheiligkeit, Pathos und Selbstgerechtigkeit. Mit euch, sagen die Kinder, kann man kein Afrika bauen.
Kinés Kinder wollen aus dem Haus, aber sie finden, dass Mama einen Partner braucht, einen richtigen Mann. Und haben auch einen im Auge, der allerdings Christ ist, Kiné ist Muslimin. Der Mann ist Witwer und hat selbst erwachsene Kinder. Die stehen am Ende freundschaftlich beieinander und freuen sich über das Paar. Muß man das legalisieren?, fragt Kinés Sohn Djib. Na ja, keinesfalls in einer Moschee! sagt der andere. Und auf keinen Fall in einer Kirche! sagt Djib. Und dann lachen sie und sagen: Na gut, Standesamt!
Fundamentalisten auf beiden Seiten wird dabei die Galle hochkochen. Aber genau die sind es, daran läßt Faat Kiné keinen Zweifel, die dem Glück dieser Frauen und wahrscheinlich dem des Landes im Weg stehen. In einem Bild zeigt Sembene: man muß sie einfach aus dem Haus jagen.

Victor Lachner
Senegal 2001. R & B: Ousmane Sembene K: Dominique Gentil. D: Venus Seye, Mama Ndoumbe Diop, Tabara Ndiaye, Mariame Balde, Ndiagne Dia