DIE UNSICHTBARE FALLE


Trau schau wem

Ein High-Tech-Thriller von David Mamet

Joe Ross (Campbell Scott) ist ein gutgläubiger Mensch, und er hat eine Erfindung gemacht, die seiner Firma Gewinne in Millionenhöhe einbringen wird. Eine solche Erfindung ist natürlich eine höchst geheime Angelegenheit - so geheim, daß selbst das Publikum nie erfährt, worum es in diesem "Verfahren" eigentlich geht. Aber die sparsamen Informationen reichen aus, um die labyrinthartige Story in Gang zu setzen. Ein rotes Buch, in dem alles niedergeschrieben ist, wird zum Objekt der Begierde und der gute Ross zum Spielball der Industriespionage. Mit der Aussicht auf Profit wächst auch im naiven Helden das Mißtrauen gegenüber seiner Umwelt. Wird sein Chef (Ben Gazzara), dessen Firma Ross so loyal die Treue hielt, ihn wie versprochen am Gewinn beteiligen? Ist das Interesse, das die Sekretärin Ricci (Rebecca Pidgeon) ihm so deutlich entgegenbringt, wirklich nur privater Natur? Bei der Präsentation des "Verfahrens" vor potentiellen Investoren trifft Ross äußerst zufällig auf Jimmy Dell (Steve Martin). Der gut betuchte Jetsetter bietet ihm Hilfe bei der juristischen Vertretung seiner Interessen an. Aber auch dem neuen Freund kann man nicht trauen. Das meinen zumindest die Damen und Herren des FBI, die Jimmy Dell schon lange auf der Spur sind. Aber kann man eigentlich dem FBI trauen? Hoffnungslos überfordert treibt Ross durch das Intrigengeflecht, und spätestens als sein Pfadfinder-Stilett im Brustkorb seines besten Freundes steckt, wird ihm klar, daß er die Kontrolle über das eigene Leben längst verloren hat.
In Zeiten, in denen jeder noch so dünne Krimi-Plot zum High-Tech-Thriller aufgemotzt wird, überzeugen die Filme von David Mamet (Haus der Spiele) durch formale Schlichtheit und geradezu altmodische Tugenden. In gelassenem Tempo legt Autorenfilmer Mamet die Fährten für seine sorgfältig konstruierte Geschichte aus. Die einzelnen Plotwendungen rasten elegant und paßgenau ineinander, und die Spannung, die dabei entsteht, ist eher sportlicher Natur. Die kühlen, schnörkellosen Bilder werden mit einem nostalgischen Flair überzogen und die Handlung wird zeitlich durch wenige Details nur grob im beginnenden Computerzeitalter fixiert (wir sehen ein LapTop der allerersten Generation mit echtem Schwarz-Weiß-Bildschirm). Selbst bei den wenigen Außenaufnahmen dringt die Realität allenfalls in gefilterter Form in die Bilder ein. Die Schauspielerriege agiert mit Understatement. Steve Martin zeigt, daß er nicht nur zum Komiker taugt, Campbell Scott knüpft mit leicht tölpelhaftem Charme an seine Glanzrolle in Alan Rudolphs Mrs.Parker an, Rebecca Pidgeon überzeugt als undurchsichtige Sekretärin mit Backfisch-Esprit. Die unsichtbare Falle ist stilvolle Krimi-Kultur par excellence, und eigentlich sollte man sich einen solchen Film am heimischen Kaminfeuer bei einem Glas Portwein zu Gemüte führen.

Martin Schwickert