THE FAN


Auszeit

Halb Leben, halb Fiktion - Sportstars und ihre Fans

Zugegeben, die Story hat was. Man stelle sich vor: Ein Fan des FC Bayern und glühender Verehrer von Jürgen Klinsmann bringt Lodda Matthäus um die Ecke, damit es mit Klinsmann, der sich in einer Formkrise befindet, wieder bergauf geht (etwas ernsthafter und tatsächlich hat sich ja so etwas zwischen Monica Seles und Stefanie Graf abgespielt). Aber das ist noch nicht alles. Der Fan rastet nämlich noch mehr aus. Er entführt auch noch die Freundin (im Film ist's der Sohn) von Klinsmann und fordert von ihm, daß er im nächsten Spiel ein Tor schießt, das er ihm, dem Fan, widmet. Sozusagen stellvertretend für alle Fans, ohne die die hochbezahlten Sport-Superstars ja sowieso nur ein Haufen Scheiße wären.
Ich gebe zu, der Gedanke, daß Jürgen Klinsmann ein Tor schießt, ist momentan etwas abstrakt, aber das ist die ungefähre Story von The Fan. Auf deutsche Verhältnisse übertragen versteht sich. Der Film selber spielt natürlich in Amerika, und der Sport um den es geht, ist nicht Fußball, sondern Baseball. Das hatte mir noch gefehlt. Als ob Sportfilme nicht schon sowieso a waste of time wären, geht es auch noch um eine Sportart von der ich nur weiß, daß einer 'nen Ball schlägt und ein anderer ihn fängt.
Eigentlich ist The Fan ein Psycho Thriller, und sowas schauen wir uns dann doch schon wieder viel lieber an. In einen ordentlichen Thriller gehört auch ein Psychopath. In The Fan übernimmt diesen Part Robert De Niro. Seufz, hatten wir das nicht schon mal? Egal, der Mann kann ja jede Rolle spielen und das sogar mehrmals. Aber daß es selbst einzigartige Schauspieler manchmal nicht schaffen, aus einer eindimensionalen Rolle mehr rauszuholen als ein gutes Gesicht für einen schlechten Part herzugeben, ist ja auch nichts Neues. Die Rolle des erfolglosen Messerverkäufers, dem langsam aber sicher der Boden unter den Füssen (Geschieden, darf nach Beschluß von Gericht nicht mehr mit Sohn zum Baseball, wird gekündigt... etc.) verliert, ist De Niro zwar auf den Leib geschrieben, aber deswegen nicht automatisch glaubhaft.
Aber diesem Film nimmt man sowieso rein gar nichts ab. Weder daß Baseball ein interessantes Spiel ist, noch daß die Motivationen der Personen ausreichen, um die ganze Geschichte plausibel zu machen. So ist das eben, wenn ein Regisseur sich nicht entscheiden kann, was für einen Film er machen will. Tony Scott ist ein guter Handwerker. Der Meister des aalglatten Bildes, der Gebieter über gelacktes Overstyling, der Drittverwerter von Slow Motion Einstellungen. Man nannte ihn den Mainstreamer. Ich hab das Gefühl, als wollte Tony Scott wenigstens einmal im Leben Martin Scorsese sein. Als wenn er nicht schon genug damit zu tun hätte Tony Scott zu sein.
Der einzige, der halbwegs heil aus diesem Desaster rauskommt, ist Wesley Snipes in der Rolle des Jürgen Klinsmann. Aber Ellen Barkin als Sportreporterin ist dann wieder so eine Katasrophe, daß man sich fast, ich trau 's mich kaum zu sagen, nach Jörg Wontorra sehnt. Aber den allergrößten Fehler den dieser Film macht ist; er langweilt! Und zwar unbarmherzig fast zwei Stunden lang. Darauf steht Platzverweis.

Mirko Puzic