FASTER

Drei glorreiche Halunken

Dwayne »Rock« Johnson schießt sich durch einen beinahe biblischen Fast-Western

Pferde kommen darin nicht vor, aber Autos. Ein brüllendes Muscle-Car für den Hauptdarsteller, der uns nur als "Driver" vorgestellt wird, ein gelackter Speedster für einen Schönling namens "Killer" und eine verbeulte Klapperkiste den "Cop". Dazu noch eine Frau für jeden, ein Haufen Waffen und fünf sonnengebleichte Tage irgendwo im wüstenhaften Süden Amerikas. Nicht zu vergessen das Handy mit Ennio Morricones unsterblicher Titelmelodie als Ringtone. Aber Faster ist kein Remake. Regisseur George Tillman Jr. holt sich mit solchen Gesten nur Anspielungstiefe in seinen simplen Rache-Film, den das Drehbuch vergeblich zur großen Schuld und Vergebungsparabel aufblasen will.

Nach 10 Jahren Knast wird Dwayne Johnson entlassen. Niemand wartet draußen auf ihn, nur ein Auto, ein Revolver und eine Todesliste. Schon nach ein paar Minuten kann er den ersten Namen darauf ausstreichen, und wir kriegen das erste Bruchstück seiner Hintergrundgeschichte: Er war mal "Driver" für einen Banküberfall, aber beim Verteilen der Beute wurde seine Crew überfallen, beraubt und umgebracht, darunter sein geliebter Bruder. Nur der Driver überlebte, kam in den Knast und schmiedete Rachepläne.

Der zweite Mann ist Billy Bob Thornton, ein drogensüchtiger Cop ohne Namen, der ein paar Tage vor seiner Pensionierung den ersten Mord des Drivers übernimmt. Bei seinem Dealer tritt er als Würstchen auf, bei seiner Kollegin als müder Cowboy, bei Frau und Sohn als versagender Vater.

Mann Nummer drei ist Oliver Jackson-Cohen, ein gelangweilter Sportwagenfahrer, der sich aus purem Weltekel die Zeit mit Hobby-Killerei vertreibt. Eigentlich könnte er seine Freundin jetzt auch mal heiraten, aber da ist noch dieser eine Auftrag, nämlich den Driver zu erledigen.

Driver, Killer und Cop geben Gas. Autoreifen drehen durch, Getriebe knirschen, und in einer Rückblende gibt es eine tolle Verfolgungsjagd im Rückwärtsgang. Man sieht geradezu, wie es den Autor in die Sitze presst.

Der Driver hat damit zu tun, jeden neuen Racheakt noch ein bisschen cooler als den davor durchzuziehen, und immer mehr Andeutungen dafür zu sammeln, dass damals alles ganz anders war, als er dachte. Dazu klingelt uns beständig ein Evangelist im Autoradio in den Ohren, der über das Böse und das Gute predigt, über Schuld und Vergebung, über den lieben Gott und den freien Willen.

Man ahnt schon bald, dass das zu einem Shoot Out der drei Hauptverdächtigen führen wird. Aber vorher hat jeder noch eine herzergreifende Familien-Szene für sich. Und Dwayne Johnson hat jede Menge Gelegenheiten, sich durch stoisches Nicht-Schauspiel für seine Albereien in der Zahnfee zu entschuldigen. Hat sein Vater den Driver misshandelt, war er seinem toten Bruder erotisch zugetan, steckt ihm diese eine Frau noch immer im Herzen? Man sieht es nicht, man ahnt es bloß, und er bleibt durchweg so schweigsam und ungerührt, dass der spannendste Moment des Films ist, ob wir eine Träne im Augenwinkel des Steins sehen können.

Aber da überstrahlt die Sonne im Gegenlicht den Schuss in die Kamera. Gut so. Schon nur mit einem Augenzwinkern bräche der ganze Sermon zu haltlosem Blödsinn zusammen.

Das hat was.

Wing

USA 2010. R: George Tillman Jr. B: Tony Gayton, Joe Gayton K: Michael Grady D: Dwayne Johnson, Billy Bob Thornton, Oliver Jackson-Cohen, Carla Gugino, Maggie Grace, Tom Berenger