Fast verheiratet

Arbeit und Leben

Eine realistische Arbeitsweltkomödie

Wenn ein Mann im rosafarbenen Hasenkostüm und eine Frau im Prinzessin Diana-Outfit auf einer Neujahrsparty zusammenfinden, ist das kein schlechter Anfang für eine Beziehung - oder eine romantische Komödie. Keine fünf Filmminuten später macht Tom (Jason Segel) Violet (Emily Blunt) einen linkischen Heiratsantrag. Die Verlobung ist besiegelt, die Hochzeit in Aussicht gestellt und in den fünf Jahren dazwischen hat Nicholas Stoller sein Lustspielterrain abgesteckt. Denn bevor die beiden Endzwanziger ihre Liebe in San Francisco gesetzlich besiegeln können, schnappt die Karrierefalle zu. Die Verhaltenspsychologin Violet bekommt eine Doktoranden-Stelle in Michigan, und Tom gibt seinen viel versprechenden Job als Sous-Chef in einem Restaurant auf, um seiner Geliebten in die akademische Provinz zu folgen. Die Hochzeit wird erst einmal verschoben.

Während Violet in ihrem universitären Berufsleben als wissenschaftliche Assistentin des smarten, walisischen Professors Winton (Rhys Ifans) vollkommen aufgeht, findet Tom keine Stelle und endet als Tresenkraft in einem Sandwich-Laden. In der kleinstädtischen Einöde verkümmert der Verlobte zunehmend. Nach drei Jahren sieht er aus wie ein Waldschrat mit Vollbart, selbstgestrickten Pullovern und zwei eigenhändig erlegten Hirschen, die tiefgefroren in der Garage hängen.

Schließlich müssen die beiden sich eingestehen, dass ihre Beziehung den Härtetest in der Provinz nicht überstanden hat. Tom kehrt zurück nach San Francisco, Violet zieht bei dem charmanten Professor ein, aber so ganz vergessen können sich die beiden natürlich doch nicht.

Ein Hauch von Normalität weht durch diese hindernisreiche Liebesgeschichte, die bewusst auf alle Hochglanz-Attitüden verzichtet. Wie schon Nanette Burstein Verrückt nach dir lotet auch Fast verheiratet das Zerrüttungspotenzial gründlich aus, das der flexible Arbeitsmarkt in einer modernen Beziehung freisetzt. Und weil dieser Film aus der Produktionsschmiede von Judd Apatow (Beim ersten Mal / Superbad) kommt, geht es hier nicht ganz so bieder zu wie in anderen romantischen Komödien.

Emily Blunt und Jason Siegel geben ein sehr entspanntes Liebespaar fernab der Barbie & Ken-Klischees ab, auch wenn die frischverliebten Auftritte nicht gerade die Leinwand lodern lassen. Die Dialoge sind pointiert geschrieben und die Akteure bewegen sich furchtlos durch den Sumpf unromantischer Peinlichkeiten. Allerdings verliert sich die Dramaturgie immer wieder im Willen zum Genrebruch; und mit 124 Kinominuten und einigen Rückblenden zu viel wirkt die sympathische Komödie deutlich überdimensioniert.

Martin Schwickert

The Five-Year Engagement USA 2012 R: Nicholas Stoller B: Jason Segel, Nicholas Stoller K: Javier Aguirresarobe D: Jason Segel, Emily Blut, Chris Pratt