Feuerwerk am hellichten Tage

Morgen war gestern

Für diesen Thriller gab's auf der Berlinale 2014 den Preis als Bester Film

Auf einem Kohleförderband werden Leichtenteile entdeckt. Nach kurzer Recherche will die Polizei zwei Verdächtige festnehmen. Die Verhaftung geht ziemlich schief und hinterlässt einige Tote

Fünf Jahre später, der verantwortliche Ermittler Zhang Zili ist zum Säufer geworden, hat den Dienst quittiert und arbeitet als Wachmann in einer Fabrik, tauchen erneut Leichenteile auf. Und diesmal führen die Ermittlungen zu einer Frau.

Was wie ein Who-Dun-It beginnt und was wie das übliche Genrespiel mit dem klassischen versoffenen Cop beginnt, entwickelt sich zu einer spannenden Milieubeobachtung, die ihre Geschichte allerdings nie aus den Augen verliert. Die vielen mit Handkamera gedrehten Straßenszenen der Kamerafrau Dong Jinsong erinnern ein bisschen an die Nouvelle Vague der 60er, und die nordchinesische Industriestadt, in der das spielt, sieht aus wie die Zukunft von gestern.

Wir haben schon postapokalyptische Settings gesehen, die schlechter aussahen. Aber das hier soll ja gar nicht das Ende sein, sondern die Zukunft. Zwischen grauen Häuserschluchten ist nie jemand unterwegs, es ist andauernd kalt, der Schnee knirscht, und Häuser, Autos, die muffigen Bars, Fahrzeuge und Kleidung - alles sieht aus, als stamme es aus einem jener Science Fiction Filme, die davon handeln, dass die Menschheit aufgegeben hat. Die Geschichte ist am Ende angelangt.

Trotzdem wird der versoffene Polizist am Ende beseelt und einsam sich in einem Tanzsaal um sich selbst drehen. Er hat einen Fall gelöst. Alles geht weiter. Wie Yi´nan Diao das gefilmt hat, kann man nicht sicher sein, ob das eine gute Nachricht ist. Aber der Film darüber ist höchst aufregend geworden.

Thomas Friedrich

Bai Ri Yan Huo. China 2014 R & B: Yi´nan Diao B: K: Dong Jinsong D: Fan Liao, Lun Mei Gwei, Xuebing Wang. 106 Min