FIGHTGIRL AYSE

Prügel und Liebe

Kampfsport als Emanzipationsansatz: Natasha Arthy zeigt eine Kung Fu Türkin

Kampfsport ist die große Leidenschaft der türkischen Schülerin Ayse (Semra Turan). In ihrer Verwandtschaft stößt das Hobby auf Missfallen. Erst recht, als sie in eine gemischte Sportgruppe wechselt, in der sie sich auch mit Jungs prügeln muss. Ayse widersetzt sich dem Willen ihrer Familie. Heimlich setzt sie das Training fort. schließlich droht die Verlobung ihres Bruders aufgrund ihrer Prügelliebe zu platzen.

Nach Alt, neu, geliehen & blau wendet sich die dänische Regisseurin Natasha Arthy diesmal einem klassischen Jugenddrama zu. Fightgirl Ayse beschreibt das Erwachsenwerden einer Schülerin, die sich von ihrer Familie lösen muss, um ihren eigenen Weg zu gehen. Kung-Fu ist Ayses Ventil, um ihrer aufgestauten Frustration Luft zu verschaffen. Da es sich bei dem Mädchen um eine türkischstämmige Schülerin in Kopenhagen handelt, erzählt der Film zugleich vom alltäglichen Zusammenleben von Dänen und ausländischen Einwanderern. Und wie sich schnell herausstellt, könnten unter allen Beteiligten die Meinungen über Frauen, Sport und Liebe unterschiedlicher kaum sein.

Doch anders als in Filmen wie Kick It Like Beckham spielt Fightgirl Ayse nicht mit den Klischees. Hier werden Vorurteile untermauert. So wird Ayse in einer Szene mit der Frage konfrontiert, ob sie als Muslimin zwangsverheiratet werden wird. Das weist sie mit entrüstetem Blick weit von sich. Doch im weiteren Verlauf des Films geschieht genau das. Alle Beziehungen in ihrer Familie sind in irgendeiner Form arrangiert. Und natürlich wurde auch für Ayse bereits der passende Bräutigam ausgesucht.

Das Aufzeigen dieser familiären Zwänge hinterlässt beim Zuschauer einen wesentlich intensiveren Eindruck, als der persönliche Kampf des jungen Mädchens für mehr Eigenständigkeit und Selbstbestimmung.

Die Kampfsportthematik tritt daher immer stärker in den Schatten. Dabei sind die Sportszenen ordentlich choreographiert (realisiert wurden sie von Tiger & Dragon -Stuntkoordinator Xian Gao, der auch Ayses Trainer spielt.)

Darüber hinaus ist das zarte Anbändeln zwischen Ayse und einem ihrer dänischen Kampfsportpartner sehenswert. Die beiden kommen sich näher, indem sie sich vermöbeln. Das ist eine interessante Herangehensweise, die allerdings nicht verbergen kann, dass Fightgirl Ayse die kulturellen Unterschiede zwischen Dänen und türkischen Immigranten schlussendlich nur bestärkt.

Oliver Zimmermann

Dän 2007 R: Natasha Arthy B: Nikolaj Arcel, Natasha Arthy K: Sebastian Winterö D: Semra Turan, Nima Nabipour, Cyron Björn Melville, Behruz Banissi