THE FIGHTER

Die Faust im Kopf

Christian Bale kriegt einen Oscar, Mark Wahlberg einen Rocky

Am Ende gewinnt er. Aber das ist gar nicht die Geschichte. Eher schon, dass er sich mit traumwandlerischer Sicherheit vor Jahren schon die Rolle aussuchte, die zu ihm passt. Als unscheinbarer kleiner Bruder einer regionalen Boxberühmtheit kriegt Mark Wahlberg hier eine Stunde lang nach Strich und Faden die Fresse voll. Bis der Nette plötzlich explodiert und über alle Widerstände triumphiert.

Die Geschichte ist wahr. Sowohl die von Micky Ward, dem Boxweltmeister, der erst seine Familie bekämpfen musste, um den Kopf für den Ring frei zu kriegen, als auch die von Mark Wahlberg, der den Stoff jahrelang unbedingt machen wollte und erst Darren Aronofsky an seinen Wrestler verlieren musste, bevor David O. Russell die Regie übernahm. Und vor allem Christian Bale die Nebenrolle, gegen die Wahlberg kaum einen Fuß vom Boden kriegt. Trotz sichtbarem Boxtraining bleibt er schwerfällig, unbeweglich, eher Prügelknabe als Schläger.

Hyperaktiv dagegen ist Bale als Dicky, mit eingefallenem Körper und flirrenden Augen ganz der Crack-Head, der aus dem Local Hero geworden ist. Und eine zu schwere Bürde für den Bruder, der die irren Comeback-Pläne des längst Gescheiterten am eigenen Leibe austragen muss.

Erst mit einer neuen Freundin für Micky und einer Gefängnisstrafe für Dicky kommt Hoffnung auf. Aber vorher muss sich noch die Familie mit sich selbst auseinander setzen, die Mutter (Melissa Leo, Nebenrollenoscar) muss lernen, dass Blutsbande sie nicht zur besten Managerin machen, und die Freundin (Amy Adams, nominiert für den Nebenrollenoscar), dass der verrückte Bruder am Ende doch mit zum Paket gehört.

So mischen sich vorhersehbare Herz- und Box-Geschichten zu zwar nichts Neuem, werden aber erfreulich frisch und ohne Klischees aufgeführt. Sei es die amerikanische Arbeiterklasse der 90er, die erdrückende Liebe einer starken Mutter oder die Tränen im Augenwinkel des Bruder-Wracks, wenn er den Local Hero-Status endlich abgibt an Mark Wahlberg. Der hätte zumindest eine ehrende Auszeichnung dafür verdient, sich vom ganzen Ensemble geduldig in die Ring-Ecke spielen zu lassen.

Wing

USA 2010. R: David O. Russell B: Scott Silver, Paul Tamasy, Eric Johnson K: Hoyte Van Hoytema D: Mark Wahlberg, Christian Bale, Amy Adams, Melissa Leo, Jack McGee, Mickey O'Keefe