FIREWALL

Rückschlag

Harrison Ford wartet auf »Indiana Jones 4« und vertreibt sich die Zeit mit schlechten Filmen

Harrison Fords Popularität täuscht ein wenig darüber hinweg, dass der 63jährige Schauspieler seit Air Force One weder einen großen Hit gelandet geschweige denn auch nur einen halbwegs anständigen Film gedreht hat. Während seine Fans sich fragten, wann er denn endlich wieder den Schlapphut aufziehen und Indiana Jones mimen würde, versuchte Ford komisch zu sein (was ihm in Sechs Tage sieben Nächte gut gelang) oder mit russischem Akzent zu sprechen (K-19 - Showdown in der Tiefe). Seine Starqualität verblasste dabei zunehmend.
Der Technologie-Thriller Firewall fügt sich nahtlos in die Reihe der Lückenbüßer-Filme ein: Eine Gruppe von High-Tech-Bösewichtern bringt die Familie des IT-Experten Jack Stanfield (Ford) in ihre Gewalt und zwingt ihn, Millionenbeträge von den Konten seines Arbeitgebers (einer Großbank in Seattle) ins Ausland zu überweisen. Wohl wissend, dass die Cyber-Bankräuber keine Zeugen zurücklassen werden, wehrt sich Jack mit allen Mitteln, darunter ein Feuerlöscher, ein IPod und ein ferngesteuertes Auto.
Regisseur Richard Loncraine (Wimbledon) und Drehbuchautor Joe Forte setzen vor allem auf das MacGyver-Prinzip, das hauptsächlich davon lebt, dass der Held dazu in der Lage sein muss, aus Büroklammern, Knetmasse, Backpulver und einem alten Rasierapparat eine Atombombe oder eine Waschmaschine zu bauen. Allerdings scheitert Firewall daran, dass die Bestandteile von Fords Gegenwehr in den ersten 20 Minuten allzu gründlich eingeführt werden - mit dem Ergebnis, dass man hauptsächlich darauf wartet, wann Hundehalsband, Alarmanlage oder das schon erwähnte Auto endlich zum Einsatz kommen.
Man hat generell das Gefühl, dass es sich bei Firewall um einen seit Jahren zur freien Verfügung stehenden Titel handelt, der mit einem arbeitswilligen Altstar und einem schnell zusammengezimmerten Drehbuch verfilmt werden musste. Harrison Ford, der seine Rolle als Computergenie hauptsächlich dadurch meistert, dass er in Gegenwart von technischem Gerät die Stirn runzelt, hätte Besseres verdient. Wenn dies die Rollen sind, die ihm inzwischen angeboten werden, sollte er sich bis Indiana Jones 4 (anvisiert für 2007) vielleicht eine Ruhepause gönnen.

Karsten Kastelan

USA 2006 R: Richard Loncraine. B: Joe Forte. K: Marco Pontecrovo. D: Harrison Ford, Paul Bettany, Virginia Madsen, Mary Lynn Rajskub, Robert Forster, Alan Arkin