FLAGS OF OUR FATHERS

Wir waren Helden

Clint Eastwood guckt sich Kriegs-Ikonen an

In seinem neuen Film blickt Clint Eastwood hinter die medialen Siegerposen des Krieges. Das Bild, das der AP-Fotograf Joe Rosenthal am 24. Februar 1945 geschossen hat, zeigt sechs US-Soldaten, die auf dem höchsten Punkt der hart umkämpften japanischen Insel Iwojima die amerikanische Flagge in den Boden rammen. Wenige Tage später ist das Foto auf allen Titelseiten amerikanischer Tageszeitungen. Auch wenn man auf der Aufnahme keine Gesichter erkennen kann, macht die Regierung drei der beteiligten Soldaten ausfindig. Jetzt tourt das Trio durch alle Bundesstaaten, um für US-Kriegsanleihen die Werbetrommel zu rühren.
Was genau ein Held ist, wissen die drei am wenigsten zu beantworten. Rene Gagnon (Jesse Bradford) war als Kurier eigentlich nur zufällig am Ort, der indianische Soldat Ira Hayes (Adam Beach) wird von den traumatischen Kriegserinnerungen verfolgt, und auch John Bradley (Ryan Phillippe), aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, hat ein sehr distanziertes Verhältnis zum PR-Getöse.
Mit seiner mehrsträngigen Erzählweise kontrastiert Clint Eastwood die Selbstzweifel der Soldaten mit den tatsächlichen Geschehnissen an der Front, die nur wenig mit der medialen Darstellung des Krieges gemeinsam haben. Eastwood setzt hier in den von Tom Stern hervorragend fotografierten Bildern weniger auf oberflächliche, voyeuristische Effekte als auf die nachhaltige Wirkung der Kampfszenen.
Flags of Our Fathers kokettiert an keinem Punkt mit der politischen Aktualität seines Stoffes. Eastwood lässt seinen historischen Präzedenzfall für sich sprechen und entwirft eine vielschichte, unideologische Reflektion über den Widerspruch zwischen Heldenmythen und Kriegsrealität.

Martin Schwickert

USA 2006 R: Clint Eastwood B: William Broyles Jr., Paul Haggis nach einem Buch von James Bradley K: Tom Stern D: Ryan Phillippe, Jesse Bradford, Adam Beach