FLAMMEN IM PARADIES


Klein und kleinlich

Der Schweizer Markus Imhoof ging mal kurz nach Indien

Ein solches Filmprojekt ist so aufregend wie eine Liebesbeziehung", sagt Regisseur Markus Imhoof; es scheint sich hier um Gruppensex gehandelt zu haben, denn Flammen im Paradies wurde produziert von Fl. im Pa. Filmproduktion, Zürich; thelma Film, Zürich; Markus Imhoof Film, Aathal, Ciné Manufacture, Paris; zero Film, Berlin; in Coproduktion mit WDR; Schweizer Fernsehen DRS; France 2 Cinéma; Teleclub; unter Mitwirkung von Canal +; mit Unterstützung von EDI, Bundesamt für Kultur, Bern; Stadt & Kanton Zürich; Kulturfonds Suissimage; Centre National de la Cinématographie, Paris und von Eurimages; gefördert von der Filmstiftung NRW.
Einerseits ist es eine interessante Frage, wie wohl Casablanca ausgesehen hätte, wären ein Dutzend Produzenten daran beteiligt gewesen. Andererseits liegt die Antwort nahe: der europäisch-kontinentale Kunstfilm ist immer noch derart hühnerbrüstig, daß man schon einen Haufen förderwillige und abschreibungsbereite Gremien braucht, um sowas überhaupt auf die Beine zu stellen; vom Stehenbleiben war ja nicht die Rede.
Immerhin hat Imhoof das Geld insofern gut angelegt, als er seine Hauptdarstellerin in den ersten 30 Minuten dreimal bis aufs Hemd auszieht, was, weil Elodie Bouchez eine sehr schöne und talentierte Frau ist, durchaus seinen Schauwert hat. Nur ist das noch kein Kino. Von den ersten Bildern auf dem Luxusdampfer über eine seltsam unbewegliche Kamera in indischer Landschaft hin zum düsteren Missionarsheim sieht das alles aus wie Fernsehspiel. Der Missionar guckt vergrübelt, die Inder laufen halbnackt und guter Dinge durch die Sonne, und erst, wenn am Ende alles brennt, ist ein neuer Anfang möglich. Dazwischen gibt's viele tiefe Blicke und jede Menge ausgesprochen engagierte Dialoge. Nur eben kein Kino. Es ist, als hätten die Bilder Angst davor, in die Größe eines Kinosaales auszubrechen, es ist alles eng, klein, kleinlich. Wie im Lehrbuch stehen die Schauspieler in der Szene, fein gestaffelt, unbeweglich. Die Geschichte, wie er sie gefilmt hat, hätte Imhoof auch in seinem Wohnzimmer aufführen können.
Schade um's Geld.
Ach so, die Handlung: Missionar in Indien erwartet Braut aus der Schweiz, die ihm die Kirche gespendet hat. Es kommt aber die falsche, von der wir alle wissen, daß es die Richtige ist.
Ich geh' jetzt erstmal 'ne Runde Casablanca-gucken.

Thomas Friedrich