FLED - FLUCHT NACH PLAN


Zum Weglaufen

Vom Regisseur zum Ketten-Sträfling - nur ein Traum?

Man entschuldige den naheliegenden Titel-Kalauer, aber Kevin Hooks macht bestenfalls Naheliegendes - und schlechte Scherze. Sodaß sogar Stephen Baldwin als erfrischender Schauspieler gegen den stotternden Plot absticht. Vielleicht aber auch, weil Larry Fishburne ihn im ersten Drittel leidlich ruppig an einer Sträflings-Kette hinter sich herschleift?
Aber dies ist kein Remake von Flucht in Ketten, immerhin. Der uneinholbare Vorläufer aller gefesselten Gegensatz-Gespannung wird nicht mal in dem müden Running Gag zitiert, daß Stephen zu ein paar Szenen immer einfallen muß, wo er sowas schon mal im Kno gesehen hat. Zwar hat er auch Larry in Tina gesehen, aber ein fiktionsbrechender Witz wird nicht daraus.
Eine Charakteriserung auch nicht, wie überhaupt Fled alles vermeidet, was das Zusammenschmieden von unterschiedlichen Hautfarben, Temperamenten und Motivationen eigentlich notwendig machte. Und spannend.
Stattdessen gibt es eine Diskette mit Firmengeheimnissen, die Hacker Baldwin irgendwie ohne sein Wissen irgendwo versteckt hat. Jetzt sitzt er wegen kleinerer Telekommunikations-Vergehen im Knast, wird aber in eine Flucht verwickelt, die sich sehr schnell als geplant herausstellt. Die Mafia will die Diskette, die Staatsanwaltschaft will die Diskette, und das Publikum will Blut. Deshalb werden unterwegs Striptease-Tänzerinnen ins Auge geschossen, Informanten gefoltert, Fäuste auf Bäuche geschmettert - aber selbst ein optisch eigentlich vielversprechendes Schlachtfest in einem Sauna-Club (dicke Männer von Masseusen herunterschießen, das brächte doch Johler im Parkett) erreicht nichtmal die Stil-mmh-Höhe von meinetwegen Steven Segall. Nur die Lautstärke.
Dazwischen gibt es gute Taten, ja, aber wenn die Ketten-Flüchtlinge einen kleinen Jungen vor einem heranrasenden Laster retten - oder einen Herzanfall-Patienten ins Krankenhaus bringen müssen, ohne dabei entdeckt zu werden, dann spannt das höchstens die Gähnmuskeln. Und weder bringt es die Helden ernsthaft in Gefahr, noch uns auch nur einen Hauch von Persönlichkeit näher, um die man dann bangen könnte.
Eines aber hat Fled der Welt gegeben: den endgültigen Beweis, daß man auch einen schlechten Film noch schlechter machen kann, wenn man seine Helden zwingt, Motorradhelme aufzusetzen. Kurz vor dem lahmsten Showdown seit Pinocchio; falls irgendwer solange im Kino bleibt.

WING