DER FLUCH DER 2 SCHWESTERN

Es tröpfelt

Intelligente, stilvolle Horrorfilme sind selten geworden. Das hier ist einer

In Zeiten, in denen sich das Horrorfilmgewerbe vornehmlich auf den unsachgemäßen Gebrauch von Heimwerker-Utensilien wie Bohrmaschinen, Spitzhacken und Motorsägen konzentriert, wirkt ein Film wie Fluch der 2 Schwestern wohltuend altmodisch. Natürlich fließt auch hier Blut. Aber es tropft aus Schlüssellöchern oder quillt aus der Wand. Es ist eine Farbe mit der die Angstfantasien koloriert werden, von denen Anna (Emily Browning) immer wieder heimgesucht wird. Zehn Monate war die junge Frau in der Psychiatrie, nachdem ihre schwer kranke Mutter bei einem Brand im Bootshaus ums Leben kam. Nun wird sie als geheilt entlassen und kehrt zurück in das abgelegene Haus am See, das sie mit ihrem Vater (David Strathairn) und der älteren Schwester Alex (Arielle Kebbel) bewohnt.

Das Bootshaus ist wieder aufgebaut, alle Spuren des Unglücks wurden beseitigt. Der Vater, ein bekannter Schriftsteller, scheint sich über den Verlust hinweggetröstet zu haben. Die Krankenschwester Rachel (Elizabeth Banks), die die kranke Ehefrau gepflegt hatte, ist zu ihm gezogen, und von Hochzeit ist auch schon die Rede.

Die beiden Schwestern sind der festen Überzeugung, dass Rachel den Tod der Mutter zu verantworten hat, und suchen nach Beweisen für den Mord. Derweil kehrt in Annas Träumen Stück für Stück die Erinnerung an die Nacht des Feuers zurück, vermischen sich Vision und Realität immer mehr miteinander.

Die Gebrüder Grimm, Freud, Hitchcock - souverän bedienen sich britischen Regiebrüder Charles und Thomas Guard bei altbewährten Quellen und montieren daraus ein sorgfältig gearbeitetes Genrestück. Die Story ist nicht unbedingt originell, aber dafür stilvoll in kompakten 87 Filmminuten in Szene gesetzt. Kameramann Dan Landin schafft klare, ruhige Bildkompositionen, in die die Angstphantasiegemälde umso wirkungsvoller eindringen. Die vielversprechende australische Nachwuchsschauspielerin Emily Browning bindet das Publikum mühelos an die Hauptfigur, und die Schlusswendung sorgt nicht nur für einen gut platzierten Überraschungseffekt, sondern auch für die Auflösung vermeintlicher Ungereimtheiten.

Wer im Kino das Fürchten lernen, sich jedoch nicht an sadistischen Schlachthaus-Szenarien weiden will, ist in Fluch der 2 Schwestern gut aufgehoben.

Martin Schwickert

The Uninvited GB 2008. R: Charles & Thomas Guard B: Craig Rosenberg, Doug Miro, Carlo Bernard K: Daniel Landin D: Emily Browning, Elizabeth Banks, Arielle Kebbel, David Strathairn