DER FLUCH DER GOLDENEN BLUME

Zhang Yimou erzählt zum dritten Mal in Folge eine Geschichte aus alten Zeiten.

Farben spielen in den Filmen von Zhang Yimou seit jeher eine zentrale Rolle. Während das Frühwerk des Arthaus-Lieblings von kräftigen Rottönen dominiert war, kam seit Hero zuletzt immer häufiger auch Gelb ins Spiel. Jetzt geht der chinesische Regisseur einen Schritt weiter und taucht seinen neuesten Streifen ganz und gar in Gold.
In Der Fluch der goldenen Blume entführt Zhang Yimou den Zuschauer in ein China der Vergangenheit. Über 1000 Jahre blickt er zurück und skizziert Leben und Untergang einer Herrscherfamilie, die kurz davor steht, sich durch Intrigen selbst zu zerstören.
Die Tang-Dynastie herrscht im 9. Jahrhundert, eine Epoche der luxuriösen Extravaganz. Am Hof des Königs (Chow Yun Fat) laufen gerade die letzten Vorbereitungen zum prunkvollen Blumenfest. Doch unter der fröhlichen Oberfläche brodelt es gewaltig. Die Königin (Gong Li) hat sich in ein brisantes Liebesverhältnis mit ihrem Stiefsohn gestürzt. Ihr leiblicher Sohn (Jay Chou) stellt mittlerweile eigene Ansprüche auf den Thron und der König ist gerade dabei, seine Gattin langsam zu vergiften. Die Situation ist angespannt und droht zu eskalieren.
Mit seiner Botschaft, den Untergang der chinesischen Dynastien durch dekadente Verfehlungen der eigenen Herrscher zu begründen, knüpft Zhang Yimou an seinen Martial-Arts-Film House of Flying Daggers an. Allerdings stehen diesmal ein familiäres Beziehungsgeflecht und weniger der Kampf im Vordergrund. In der sich zuspitzenden Geschichte werden geheime Allianzen geschmiedet und blutige Intrigen gesponnen. Jeder muss auf der Hut sein, wem er sein Vertrauen schenkt und inwieweit er bereit ist, das Spiel des Anderen mitzuspielen. Vor einer gewohnt traumhaften Kulisse inszeniert Zhang Yimou sein Drama hinter vorgehaltener Hand. Mit jedem falschen Wimpernschlag könnte der geplante Verrat auffliegen.
In der Hauptrolle der intriganten Königin ist Gong Li zu sehen, mit der Zhang Yimou nach zwölf Jahren wieder zusammenarbeitet. Von seinem Debüt Rotes Kornfeld im Jahr 1987 bis Mitte der Neunziger Jahre war Gong Li in nahezu allen seinen Werken zu sehen, bevor sie in Hollywood Karriere machte und zuletzt die coole Gangsterin in Miami Vice gab.
Der Film schwelgt in opulenter Schönheit, das Decor ersetzt hier oft das, was gersagt werden müsste. Der Fluch der goldenen Blume ist vor allem ein Beispiel souveräner Erzählkunst.

Oliver Zimmermann

Curse of the Golden Flower. China 2006 R & B: Zhang Yimou K: Xiaoding Zhao D: Chow Yun Fat, Gong Li, Jay Chou 114 Min