FÜR DAS LEBEN EINES FREUNDES


Trouble in Paradise

Du sollst im Garten Eden nicht kiffen!

In der Werbung bezeichnet sich Malaysia als das Paradies. "Willkommen im Paradies", steht in großen Lettern auf einer Werbetafel, die Sheriff (Vince Vaughn) in der Mitte des Filmes erblickt. So sah der Garten Eden aus, den er und zwei Zufallsbekanntschaften in Malaysia erlebten: Sonne, Meer und eine hübsche Frau. Addiert Sheriff das billige Haschisch, ergibt sich eine weltweite Phantasie von Rucksacktouristen. Ein lupenreiner Traum vonSorglosigkeit und Dollarbesitz. Der Brooklyner Chauffeur hat die andere Seite der Medaille nie kennengelernt. Lewis (Joaquin Phoenix), einer der Freunde auf Zeit, erfährt sie am eigenen Leib. Er ist im Paradies mit Haschisch erwischt worden, das zum Teil Sheriff gehörte. Die Menge übersteigt 100 Gramm. In Malaysia steht darauf die Todesstrafe.
Als Sheriff die Werbung sieht, weiß er darum. Eine hartnäckige Anwältin (Anne Heche) hat ihn und den dritten im Bunde aufgesucht, um einen Deal auszuhandeln. Geben die zwei ihre Mitschuld zu und gehen für drei Jahre ins Gefängnis, wird LewisÆ Urteil umgewandelt.
Für das Leben eines Freundes titelt der deutsche Verleih einigermaßen unpassend. Von Freunden fürs Leben kann keine Rede sein. Im Urlaub haben sich drei Männer auf Zeit kennengelernt. Sie haben nichts ausgelasssen und sollen dafür bezahlen. Sheriff lehnt ab, Tony stimmt zu, Anne Heche kämpft weiter.
In den Szenen verhandelt man lange und langatmig. Die Charaktere haben Zeit sich zu entwickeln, sich kennenzulernen und Rührseligkeit zu entfalten. Mit dem Blick in das vermeintliche Paradies schafft Regisseur Joseph Ruben Gegenpole, die das Geschehen im fernen New York akzentuieren. Dort lungert Lewis in der Zelle, um sein armseliges Essen zu erhalten. Hier sitzen die Anwältin und Sheriff gemütlich am Tisch, um ihr Abendmahl entgegenzunehmen.
Ruben (Der Feind in meinem Bett) inszeniert das Gewissensdrama behutsam, beschwört eine Atmosphäre der Vorhersehbarkeit. Bis die Handlung plötzlich kippt, der Kampf um das andere Leben weicht dem Kampf um das eigene Heil. Fast unspektakulär vollzieht sich das und möglicherweise erklärt sich dadurch das aufwühlende Moment des Filmes.
Am Ende von Für das Leben eines Freundes geben uns die Macher das erlösende Zeichen. Ein heftiger Regen setzt ein, wäscht rein, was vorher unrein war. Anne Heche trägt ein weißes Kostüm und breitet die Arme zur Kreuzigungspose aus. Das Paradies ist untergegangen, die Allmacht USA konnte nur gelähmt zusehen.

Ulf Lippitz