FROM PARIS WITH LOVE

Unbreakable

John Travolta verwüstet die französische Hauptstadt

Weil es keine Geschichte gibt, brauchen wir auch keine Inhaltsangabe. Es ist mehr eine Versuchsanordnung: Kann man einen dicklichen US-Darsteller, der munter auf die 60 zugeht, glaubhaft als Super-Agenten verkaufen, der dem lahmen französischen Geheimdienst zeigt, wie man Terroristen jagt?

Man kann. Wenn der Hauptdarsteller John Travolta heißt und der Regisseur Pierre Morel, der 2004 mit Banlieue 13 einen flotten Tonfall ins französische Kino gebracht hat; ein Film, übrigens, der bei uns nur auf DVD erschien. From Paris... ist nicht so elegant wie Banlieue 13, beherzt aber ebenfalls die Wahrheit, dass man Löcher in der Story am besten mit Tempo überspielt. Nachdem John Travolta auftaucht (nach etwa 10 Minuten), kommt der Film insgesamt vielleicht 4 Minuten zur Ruhe. Der Rest sind Action und im Laufschritt gesprochene Dialoge.

Eine Konferenz soll in Paris stattfinden, und da die Amis (wie der Film zeigt: völlig zu Recht) den Frenchies immer noch nicht trauen, schicken sie ihren Superagenten Charlie Wax zur Inspektion. Der ist eine lautstarke, prollige Nervensäge (Travolta spielt das mit hinreißendem Charme und einer großen Glatze), die schon am Flughafenzoll Ärger macht und von dort direkt zur ersten Großliquidation in einem Chinarestaurant schreitet.

Die Toten in diesem Film sind meistens ziemlich sinnlos, manchmal brutal zu Tode gekommen (im Zeitalter der kugelsicheren Westen bevorzugt der Profi Kopfschüsse), und Jonathan Rhys Meyers als Travoltas betulicher Botschafts-Kollege steht meistens fassungslos daneben, während Charlie Wax all den Spaß hat. Wie ein Superman geht Travolta durch diese Geschichte, unverwundbar, allwissend, undurchsichtig. Man weiß bis zum Schluss nicht: Haben die Amis den richtigen Charlie Wax geschickt? Ist das hier einer, dem am Ende sagen wird "Ätschbätsch, eigentlich bin der Chef-Terrorist!"?

Die Ambivalenz, die dem Drehbuch fehlt, liefert Travolta durch sein Spiel. Nach zwei beängstigend schlechten Filmen (Old Dogs und Pelham 123) knüpft Travolta an seine genialen Auftritte von Michael bis Pulp Fiction an und zeigt, dass einem unkaputtbaren Darstellergenie ein schwaches Drehbuch nichts anhaben kann.

Alex Coutts

F 2010 R: Pierre Morel B: Adi Hasak, Luc Besson K: Michel Abramowicz D: John Travolta, Jonathan Rhys Meyers, Kasia Smutniak, Richard Durden