GAMER

Der elektrische Gladiator

Die »Crank«-Macher verlaufen sich in der Popkultur

Niemand will mehr selber leben, überall nur Avatare. Neben Camerons blauer Lagune und dem noch drohenden Hightec-Flop The Surrogates kommt mit Gamer eine ganz und gar missratene Arbeit der Crank -Macher Mark Neveldine und Brian Taylor über uns.

In Gamer hauen sich in naher Zukunft Gladiatoren die Birne weich, allerdings nur stellvertretend, denn eigentlich sind sie Sträflinge, deren Körper von anderen übernommen und in den Kampf geschickt werden. Nach 30 gewonnenen Kämpfen gibt's eine Begnadigung. Gerald Butler (der offensichtlich nicht nein sagen kann und jeden Quatsch spielt) ist der Superduper-Kämpfer "Kable", der kurz vorm finalen Sieg steht und noch nicht weiß, dass seine Frau, die er endlich gerne wiedersähe, selbst als Sex-Avatar in einem Online-Spiel steckt. Das wird ihn sehr wütend machen. Aber weil auch der Rest der Geschichte vollkommen unlogisch ist, werden wir noch viel wütender.

Es treten auf: Der übliche böse Milliardär, der das alles in Gang setzt, die übliche pubertär-naive Untergrund-Bewegung, die das alles stoppen will und die gaaanz große Verschwörung aufdeckt, die brave Journalistin, die ihren Platz finden muss, es gibt den müden Kämpfer und den großen Klopper, gegen den er antreten muss - und es gibt vor allem ein "revolutionäres Kamerasystem", das sich Neveldine & Taylor extra für diesen Film ausgedacht haben, damit die Kämpfe noch knackiger aussehen. Tun sie auch, aber jeder Shooter sieht heute so aus.

So zitieren Neveldine & Taylor sich recht brav durch die aktuellen Videospiele und plündern die Ideen der letzten 20 Jahre Science Fiction, aber ein eigener Film entsteht daraus nicht. Selbst die Gastauftritte von Kyra Sedgwick und John de Lancie gehen im hohlen Gedröhn der wirren Story unter. Selten sind so viel Geld und Talent so sinnlos verpufft. Und selten war so viel Langeweile bei so viel Krach. Man hätte besser seinen Avatar ins Kino geschickt und in der Zeit selbst ein Buch lesen sollen.

Thomas Friedrich

USA 2009 R & B: Mark Neveldine & Brian Taylor K: Ekkehart Pollack D: Gerald Butler, Amber Valetta, Michael C. Hall, Kyra Sedgwick