GEFAHR UND BEGIERDE

Frühe Wallung

Spionage und Sex - immer eine gute Mischung

Die chinesische Hafenstadt Schanghai ist Anfang der 40er von japanischen Truppen besetzt. Eine studentische Theatergruppe beschließt, ihre Fähigkeiten in den Dienst des Widerstands zu stellen und nimmt den Geheimdienstchef Yi (Tony Leung) ins Visier. Als Lockvogel wird die junge Wang Jiazhi (Tang Wie) in die vornehme Gesellschaft des Kollaborationsregimes eingeschleust, um beim gemeinsamen Mahjong-Spiel mit der Ehegattin die Lage zu sondieren.
Nur langsam gelingt es Wang, sich an den unnahbaren Geheimdienstler heranzumachen. Aber schließlich siegen die Hormone über die Vorsicht und zwischen den beiden entsteht eine glühende sadomasochistische Affäre, die Wangs Mission zu gefährden scheint.
Wegen seiner ungefilterten Sexszenen hat Ang Lees Gefahr und Begierde in den USA schon vor dem Filmstart für Wallungen gesorgt. Dabei ist die Szene, in der sich die sorgfältig aufgebaute erotische Spannung entlädt, in einer vollkommen nicht-voyeuristischen Weise von zentraler Bedeutung. Denn auch in der Ekstase bleiben hier die Gefühle im Verborgenen. Die vorgeführte Intimität ist für die Figuren und das Publikum nur eine (Selbst)-Täuschung.
Gefahr und Begierde , der in Venedig mit dem "Goldenen Löwen" ausgezeichnet wurde, ist ein wunderbar unterkühltes Melodram, in dem sich Lee wieder als genauer Beobachter und effizienter Erzähler beweist. Obwohl sich der Film über mehrere Ebenen hinweg viel Zeit für die Entwicklung der Geschichte nimmt, wirkt sie in ihren klaren Bildsprache vollkommen entschlackt. Der Alt-Star des asiatischen Kinos Tony Leung, der in den Filmen Wong Kar-Weis mehrfach als Melancholiker unter Vertrag war, spielt den attraktiven Folterknecht mit minimalistischem Nuancenreichtum. Auch die Neuentdeckung Tang Wie überzeugt als fragile Femme Fatale durch schauspielerische Präzision und Vielseitigkeit.

Martin Schwickert

Lust, Caution. China/USA 2007 R: Ang Lee B: Wang Hui Ling, James Schamus nach einer Kurzgeschichte von Eileen Chang K: Rodrigo Prieto D: Tony Leung, Tang Wei, Joan Chen, Wang Leehom