GERMANIKUS


Schmiere im Schlafrock

Gerhard Polt ruiniert das Römische Imperium

Der beste Witz kommt ganz am Ende, fast nach dem Film, und dann gleich mehrmals hintereinander. Gerhard Polt läßt eine kleine, aufziebare ... aber wir verraten nix, damit sich der Film dafür wenigstens lohnt.
Allerdigs fängt er auch vorne nicht richtig an. Vor vier Jahren schon wurde er in Italiens Hollywood Cinecitta abgedreht und bis heute mehrfach mit immer noch unüberhörbaren Synchron- und Musik-Problemen kurz vom Start wieder in die Werkstatt geholt. Jetzt spießbürgert Polt in Strickjacke vorneweg, brät sich einen Römertopf in der Mikrowelle, schmeisst Frikadelle und Pommes weg, weil die Römer doch mehr auf Schale als Kern geachtet hätten, und frisst dann das Verpackungmaterial in sich hinein. Das tut so weh, das grenzt ans geniale. Szenenwechsel.
Irgendwo in Germanien, irgenwann so hundertplumsminusherum, und prompt verpasst die Intro jeden Scherz, den man in der Nachfolge Monty Pythons einfach machen muss. Polt drömmelt im germanischen Wald fürbass, verpasst ständig den Römerüberfall der Woche, poppt, dramaturgisch wenig notwendig, Nachbars Tusnelda, und wird eines Tages endlich in die Sklaverei verschleppt. Dort muss er dann, àála Carry On, Benny Hill oder Der nackte Senator Witze mit Bettlaken machen, die man 3 Meilen gegen dem Wind kommen sieht, nur um sie dann gleich wieder abzubrechen, damit die anspruchsvolle Storylinie ihn erst zum Jugendglatiatorentrainer, später zum Kaiser gar machen kann. Als der er, soll das der Gipfel der Satire sein, die Christenverfolgung verbietet, bevor er nach Diktat verreist.
Hier haben eine Menge Leute nicht gewusst, was sie tun und stattdessen bloß ein bisschen mit italienischen Studio-Möglichkeiten herumgespielt. Gespielte Witze, Schmiere im Schlafrock, Klischee-Kalauer, Ätzendes und mühsam Amüsantes .... jeder gibt einem anderen Affen Zucker und macht dabei aus sich selber einen. Immerhin, Gerhard Polt, Gisela Schneeberger, Rufus Beck und Moritz Bleibtreu behalten ihre Würde dabei. Aber der deutsche Brian ist Gerhard damit nicht geworden, eher schon der Kevin aus einer seiner frühen Nummern.

WING
Deutschland 2003 R: Hanns Christian Müller K: Fred Schuler D: Gerhard Polt, Gisela Schneeberger, Rufus Beck, Anke Engelke, Moritz Bleibtreu, Tom Gerhardt, Martin Schneider