Getaway

Zeitfahren

Stirb langsam in nur 60 Sekunden

Dieser Film ist das Ergebnis vieler seltsamer Entscheidungen. Die Seltsamste zuerst: Den Slacker und Independent-Star Ethan Hawke als verbitterten Ex-Rennfahrer 90 Minuten hinter ein Lenkrad zu setzen, wo er wahlweise mit den Armen rudern oder kurze Befehle an seine Beifahrerin bellen darf. Ganz oft sehen wir in Nahaufnahme seine Füße, wie sie die Pedale durchtreten. Bei dem Größenwahn von Regisseur Courtney Solomon ist das bestimmt als Hommage an Quentin Tarantino gedacht.

Nach 30 Minuten wissen wir übrigens immer noch nicht, worum´s geht, haben aber dafür eine Menge (wirklich schlecht inszenierter) Blechschäden gesehen. Denn getrieben von einer Telefonstimme (die zu Jon Voight gehört, der sowas eigentlich auch nicht nötig hat) muss Hawke quer durch Sofia (wo seltsamerweise alle Englisch sprechen) kacheln, immer mitten durch die Fußgänger, über den Weihnachtsmarkt, quer über den Eislaufpark (!), weil die anonyme Stimme von Jon Voight (den wir zuletzt so gut in Ray Donovan gesehen hatten) verspricht: Wenn du nur einen Moment zu spät eintriffst, töten wir deine Frau. Die wurde nämlich entführt, und damit erpresst Voight den armen Hawke.

Ob Voight Vorsitzender eines Mineralölkonzerns ist und sich einfach freut, dass Hawke für ihn Sprit verfährt, ist auch nach vierzig Minuten nicht klar. Auch nicht, warum die freche Göre Selena Gomez (noch eine seltsame Besetzungsidee) auf dem Beifahrersitz sitzen muss und ständig dazwischenquasselt und behauptet, das Auto, mit dem Hawke gerade Bulgariens Hauptstadt abwrackt, gehöre ihr.

Nach 40 Minuten sollte man dann den Saal verlassen, denn dann fängt der Film an, so etwas wie Handlung und Erklärungen zu verbreiten. Und wenn man meinte, bis hierhin sei´s schon ganz schön blöd gewesen ... nun ja.

Thomas Friedrich

USA 2013 R: Courtney Solomon B: Sean Finegan, Gregg Maxwell Parker K: Yaron Levy D: Ethan Hawke, Selena Gomez, Jon Voight