Get On Up

Mr. Brown

Eine unordentliche Biographie des Godfather of Soul

Er sprach von sich selbst meist in der dritten Person, er ließ sich schon früh von weißen Fans als "Mr." ansprechen, und als er zum ersten Mal mit den Rolling Stones auftrat, würdigte er sie keines Blickes. Dafür guckt er in Tate Taylors furioser Hagiographie kreuz und quer durch die Jahrzehnte öfter mal direkt in die Kamera. James Brown is talking to you. Direkt ins Gesicht.

Kaum haben wir eine aufsteigende Ahnung von schwerer Jugend in Armut, zerrüttetem Elternhaus, Knast und erster Karriere, da haut uns ein brownmäßiger Spagatsprung wieder eine Kindheitserinnerung dazwischen. Jung-James prügelt sich bei einem Weißenvergnügen mit verbundenen Augen mit anderen "Negroes". Eine schwarze Band spielt sichtlich angewidert manierliche Partymucke der End-30er. Bis James, am Boden, die Binde abnimmt, sich zum Champion schlägt und die Band plötzlich als aggressive Soul-Explosion imaginiert. An den legendären Rumble in the Jungle, bei dem auch James Brown auftrat, muss man dabei selber denken. Zwar montiert Tate Taylor zuweilen taktgenau Originalaufnahmen und Nachgespieltes quer zur Zeit, aber er achtet streng darauf, nicht zu deutlich zu werden.

Nach und nach scheinen Regie und Drehbuch aber ermüdet vom ständigen Druck zur High Energy. Die eingestreuten Konzertpassagen werden länger, der meistens ziemlich genial aufspielende Chadwick Boseman wirkt stellenweise etwas kasperlhaft. Besonders, wenn er vor einem Plakat des echten James Brown den alternden Meister deutlich bloß als Halbschwergewicht mimt. Den Spagat hat er drauf, nur an der Hüfte fehlt etwas. Und endgültig kitschig wird es, wenn der eher rüpelige Selbstbehaupter im hohen Alter einen Freund von früher ansingt: I need you. Hach.

James Brown wurde 1933 geboren und starb 2006. Er erfand den Funk und hat die Discomusik erst möglich gemacht. Er unterstützte den Vietnamkrieg und Martin Luther King. Er war ein Egomane voller Widersprüche, der in kein Biopic paßt. Deshalb wohl ist Get on Up eher ein Best-of-Konzert packender Momente als eine Persönlichkeitsstudie.

Wing

USA 2014. R: Tate Taylor B: Jez Butterworth, John-Henry Butterworth K: Stephen Goldblatt D: Chadwick Boseman, Viola Davis, Dan Aykroyd, Nelson Ellis