Get The Gringo

Sommerferien in Mexiko

Ein Action-Thriller mit Mel Gibson im Stil der 80er

Auf der Flucht vor der US-Polizei landet Mel Gibson höchst spektakulär auf der mexikanischen Seite der gemeinsamen Grenze: Sein Wagen durchbricht den Grenzzaun, und weil sein Fluchtauto randvoll mit geklauten Dollar ist, sackt die Polizei das Geld und den Grenzverletzer ein. Gibson (Rollenname: "The Driver") landet in einem mexikanischen Großknast, der eher einer Kleinstadt als einem Gefängnis ähnelt, wo der Direktor und die Wächter nur Handlanger des Großgauners Javi sind. Mit Witz und Charme und ohne viel Skrupel organisiert sich "The Driver", was er zum Leben braucht und plant einen Ausbruch. Als er im Knast einen kleinen Jungen kennenlernt, wird er in die Hausintrigen hineingezogen.

Der Frauenverprügler und Antisemit Mel Gibson hat diesen soliden Gauner-Thriller bereits 2010 drehen lassen (von seinem Second Unit-Regisseur Adrian Grunberg) und knüpft dabei klug an Tonfall und Personal seines Lethal Weapon-Erfolges an. Sein "Driver" ist ein altgewordener Martin Riggs, ohne erwachsenen Partner, mit leichten Ausrutschern ins Wahnsinnige, einem starken Ehrenkodex und einer ausgeprägten Amoralität den Bösewichtern gegenüber. Weil in Get The Gringo eigentlich alle Gauner sind, bleiben dem Publikum nur die Abstufungen in Grau, um sich mit einer Figur zu identifizieren: Dass Gibson zwei Gauner mit Handgranaten in die Luft jagt, ist komisch und gerecht, schließlich sind die gleichen Schurken für eine zuvor gezeigte drastische Folter verantwortlich, in der eine Frau mit Elektroschocks gequält wird.

Anders als die in Botox und Steroiden erstarrten Kollegen Stallone, Schwarzenegger oder Willis hat Gibson sich einen beinahe jugendlichen Charme bewahrt, der es ihm ermöglicht, immer noch das Stehaufmännchen, den Lausbuben zu geben. Get The Gringo ist bestes 80er-Action-Kino, ohne die damals ausufernden Albernheiten. Der Film geht erstaunlich direkt auf sein erzählerisches Ziel zu und hat mit Peter Stormare, Peter Gerety, Dean Norris, Bob Gunton und dem sinistren Patrick Bauchau auch genau das Nebenpersonal, das dem Helden nicht im Weg steht und doch die kleinen Rollen glaubhaft füllt.

Dass How I Spent My Summer Vacation (wie der Film mal hieß) erst jetzt anläuft, hat was mit dem Bannfluch zu tun, den Öffentlichkeit und Filmwirtschaft über den cholerischen Australier Gibson verhängt haben, nicht mit der Qualität des Films.

Thomas Friedrich

USA 2010 R: Adrian Grunberg B: Mel Gibson, Stacy Perskie, Adrian Grunberg K: Benoit Debie D: Mel Gibson, Kevin Hernandez, Daniel Giménez Cacho, Dolores Heredia