GOOD FOOD, BAD FOOD

Mutterboden

Coline Serraus Doku ist schlecht strukturiert und verbreitet teilweise Blödsinn

Ein nicht enden wollender Redeschwall ergießt sich über den wehrlosen Zuschauer: Ein "Experte" nach dem anderen spricht seine Thesen direkt in die Kamera, holprig zusammengeschnitten von Coline Serrau, die einst für intelligente Komödien zuständig war.

Nach dem 2. Weltkrieg, so die "Experten", habe eine weltweite Verschwörung begonnen. Die nicht verwendeten chemischen Bestandteile der Kriegsführung seien in Dünger umgewandelt worden und die Landwirtschaft dadurch ruiniert worden. Neben dieser steilen These hören wir auch, dass die Erde weiblich und Pflügen ein Kerle-Ding sei: Je tiefer der Bauer die Erde penetrieren könne, desto mehr fühle er sich als Kerl.

Wer diesen geballten Blödsinn übersteht, erhält nach gut 30 Minuten doch ein paar nützliche und wichtige Informationen. Etwa über die weltweite Verödung der Böden, die wegen zu tiefen Pflügens und Überdüngung aller Mikroorganismen beraubt wurden; über das Saatgutmonopol von weltweit fünf Multis, denen es immer besser gelingt, traditionelles Saatgut durch ihre Hybriden zu ersetzen. Wir sehen, wie normaler Dünger und Kompost entstehen, wie wirklich gesunder und seit 30 Jahren nicht gepflügter Boden aussieht und wie kleine Landwirtschaftskooperativen weltweit "Saatarchive" anlegen, um die vom gesteuerten Aussterben bedrohten Kulturpflanzen zu retten. "Good Food, Bad Food" hat nicht einmal den richtigen Titel, er handelt kaum vom Essen, eher davon, wie es angebaut werden sollte. Der informative Kern des Films besteht aus letztlich 45 Minuten. Die anderen 100 kann man sich wegdenken.

Thomas Friedrich

F 2010 R & B: Coline Serrau