GOYAS GEISTER

Zeitbild

Milos Formans müdes Epochen-Portrait, das sich als Parabel verstehen will

Milos Formans Goyas Geister benutzt den spanischen Maler und Nationalheiligen als Medium, um von den Wirren der Zeit zu erzählen. Bei Forman ist Goya ein Opportunist, der den spanischen König und die katholischen Inquisitoren ebenso malt wie später den Bruder Napoleons. Auf der anderen Seite fängt er in seinen Zeichnungen und Kupferstichen das Grauen seiner Zeit ein, dokumentiert die Armut, die Hinrichtungen und das brutale Vorgehen der Besatzer mit fast schon journalistischer Genauigkeit.
Pater Lorenzo profiliert sich zunächst als Verfechter der Inquisition, bis er durch die Verhaftung der junge Kaufmannstochter Inés (Natalie Portman) in Wanken gerät, exkommuniziert wird und nach Frankreich flieht. Mit den napoleonischen Truppen kehrt er als Kommandant und glühender Verfechter der französischen Revolution zwölf Jahre später zurück. Als er erfährt, dass Inés im Gefängnis ein Kind von ihm zur Welt gebracht hat, versucht er mit allen Mitteln, die Spuren seiner Vergangenheit auszulöschen.
Milos Forman zeichnet ein Porträt der politischen Wirren im Spanien des 18. und 19. Jahrhunderts. Dabei drängen sich bei der verordneten Befreiung durch die ungeliebten französischen Truppen deutliche Analogien zum heutigen Irakkrieg auf. Die Gegenüberstellung des Opportunisten und des wandlungsfähigen Idealisten ist dabei ein wenig plakativ geraten. Dass beide letztendlich machtlos gegenüber den Gewalten der Geschichte sind, ist auch nicht unbedingt eine neue Erkenntnis.
Schwerer wiegen jedoch die Fehlgriffe auf der Besetzungsliste: der schwedische Schauspieler Stellan Skarsgård ist in der Rolle des spanischen Nationalheiligen nicht glaubwürdig, und auch Natalie Portman, die als gealtertes Folteropfer von den Maskebildnern fachgerecht verunstaltet wird, will einfach nicht ins Sittengemälde hineinpassen.

Martin Schwickert

Goyas Ghosts Sp. 2006 R: Milos Forman B: Milos Forman, Jean-Claude Carrière K: Javier Aguirresarobe D: Javier Bardem, Stellan Skarsgård, Natalie Portman