»GRASGEFLÜSTER«

Bekiffte Dörfler

Mama hat den besten Shit

Im schönen südenglischen Cornwall führt Grace (Brenda Blethyn) ein sorgenfreies Leben: gut betuchter Ehemann, großzügiges Landhaus, regelmäßige Teezirkel und eine preisgekrönte Orchideenzucht im Gewächshaus. Als ihr Mann beim Fallschirmspringen verunglückt, muss Grace jedoch nicht nur feststellen, dass der Göttergatte in London ein Verhältnis hatte, sondern obendrein auch noch hoch verschuldet in den Tod gesprungen ist.
Grace hat noch nie in ihrem Leben gearbeitet und die Banken drohen schon bald mit der Pfändung des Hauses. Gärtner Matthew (Craig Ferguson), der größte Kiffer des kleinen Fischerdorfes, bringt die Witwe auf eine rettende Idee. Grace hat ein Händchen für Grünpflanzen, und Matthew kennt da eine Sorte, die sich besonders gewinnbringend verkaufen lässt. Die Orchideen kommen auf den Müll und das romantische Gewächshaus wird mit Turbodünger und UV-Flutlicht in eine hochtechnisierte Marijuana-Plantage verwandelt. Nachts glüht der Himmel über dem Treibhaus, und im Dorf erwartet man schon den Besuch von Außerirdischen. Natürlich kommen die Bewohner hinter das illegale Kleingärtnertreiben, aber selbst der Dorfpolizist drückt zwei Augen zu und widmet sich weiter der Verfolgung von Fischdieben. Als die Erntezeit naht, macht sich Grace im weißen Sommerkostüm auf nach London, um Abnehmer für den Stoff zu finden ...
Wie im letzten Jahr Kirk Jones Lang lebe Ned Devine zeigt auch Nigel Coles Grasgeflüster die Dorfgemeinschaft als einen freundlich verschwörerischen Haufen. Vor der malerischen Küstenlandschaft Cornwalls wird ein Arsenal von kauzigen Typen in Stellung gebracht, und der Drogenmissbrauch in der Provinz sorgt für allerhand vorhersehbare Witzeleien. Grasgeflüster ist ein Feel-Good-Movie, das ohne die soziale Bodenhaftung auszukommen versucht, die britische Komödien wie Ganz oder gar nicht auszeichneten. Die penetrante Sorglosigkeit des Marijuana-Lustspiels wirkt auf lange Strecken etwas gekünstelt, und selbst die Drogengangster schaffen es nicht, wirklich böse auszusehen. Die Geschichte ist holprig erzählt und aus dem Stoff hätten Komödienschreiber mit spitzeren Federn sicherlich mehr herausholen können. So schmunzelt man gutmütig über versehentlich bekiffte Tantchen, deren belustigende Wirkung sich jedoch schnell in Rauch auflöst.

Martin Schwickert