GREEN ZONE

Such die Bombe!

Der Irak-Krieg aus der Sicht des Bodenpersonals

Filme über den Krieg im Irak sind beim amerikanischen Publikum nicht sehr beliebt. Kathryn Bigelows oscarüberschütteter The Hurt Locker spielte an den US-Kinokassen mit 14,7 Millionen Dollar nur wenig mehr als seine Produktionskosten ein.

Auch Paul Greengrass' Green Zone ließ der Verleih nach Fertigstellung erst einmal ein paar Monate im Regal liegen. Dabei zielt dieser politische Action-Thriller unübersehbar nach dem ganz breiten Massenpublikum. Matt Damon spielt den US-Armee-Offizier Roy Miller, der im Jahr 2003 ein Spezialkommando leitet, das nach dem Einmarsch im Irak jene Massenvernichtungswaffen suchen soll, die der Bush-Administration als Vorwand für die Invasion dienten.

Ein Gelände nach dem anderen erstürmt der Trupp aufgrund vorliegender Geheimdienstberichte. Aber nirgendwo findet sich auch nur die geringste Spur von den ABC-Waffen, die Saddam Hussein in seinem Land gehortet haben soll. Miller beginnt unangenehme Fragen zu stellen und versucht herauszubekommen, wo die offensichtlich falschen Geheimdienstinformationen herkommen.

Der Sonderbeauftragte des Pentagons Clark Poundstone (Greg Kinnear) will ihn zurückpfeifen, während der örtliche CIA-Chef Martin Brown (Brendan Gleeson) ihn bei der Suche nach der Wahrheit unterstützt. Als ein Iraker (Khalid Abdalla) Miller und seine Männer darüber informiert, dass sich ein paar Häuser weiter untergetauchte Funktionäre von Saddams Baath-Partei treffen, führt die Jagd nach einem irakischen General ihn immer tiefer hinein in die chaotischen Zustände im besetzten Irak und in die Intrigen hinter den US-Militärkulissen.

Ähnlich wie The Hurt Locker nimmt auch Green Zone die Erzählposition des militärischen Bodenpersonals ein. Aber anders als in Bigelows gezielt apolitischem Kriegsdrama, legt Greengrass noch einmal den Finger in die Wunde des größten außenpolitischen Skandals der jüngeren Geschichte.

Dem kaltblütigen Zynismus, mit dem George W. Bush und sein Helferlein Tony Blair aufgrund von offensichtlich falschen, möglicherweise sogar gefälschten Geheimdienstinformationen ihre Armeen in einen Krieg schickten, wird die moralische Integrität des US-Soldaten gegenüber gestellt, der statt sich weiter verheizen zu lassen selbst auf Wahrheitssuche geht.

Das alles verpackt Greengrass in einen virtuos inszenierten Action-Thriller, der mit atemloser Handkamera über die Leinwand fegt. Schließlich hat der irische Regisseur in den Bourne-Filmen sein Gespür für atmosphärisch dichtes Action-Kino und in den Doku-Dramen Bloody Sunday und Flug 93 seinen geschärften Blick für politische Stoffe bewiesen.

Martin Schwickert

USA 2010 R: Paul Greengrass B: Brian Helgeland nach einem Buch von Rajiv Chandrasekaran K: Barry Ackroyd D: Matt Damon, Greg Kinnear, Brendan Gleeson