BROTHERS GRIMM

Dumm und Dümmer
Klamauk im Märchenland

Selbst Fans von Regisseur Terry Gilliam werden zugeben müssen, dass der Monthy-Python-Veteran und Regisseur von brillant quergedachten Meisterwerken wie Twelve Monkeys, Brazil und König der Fischer gelegentlich auch mal gründlich daneben langt (man denke da nur an Die Abenteuer des Baron Münchhausen, dem sündteuren Flop von 1988).
Nach einem abgebrochenen Versuch, Don Quixote zu verfilmen, kommt nun Gilliams erster Film seit 1998 in die Kinos. Brothers Grimm ist eine erdachte Geschichte aus dem Leben der beiden Märchenerzähler Jakob Ludwig Karl und Wilhelm Karl Grimm, die man für den Film der Einfachheit halber Jake und Will getauft hat. Gespielt von Heath Ledger und Matt Damon, zeichnet Gilliam die beiden ehrwürdigen Barden als Trickbetrüger, die mit Spezialeffekten und schauspielernden Komplizen ausgestattet durch die deutschen Lande ziehen, um dort den Hinterwäldlern erst Angst einzujagen und dann als Retter in der Not aufzutreten.
Dummerweise sind die Eskapaden der beiden mittelalterlichen Ghostbusters einem General der französischen Besatzungsmacht aufgefallen, der sie auf eine Mission in das Dorf Marbaden schickt, wo seit geraumer Zeit kleine Mädchen entführt werden. Erst noch in dem Glauben, es handele sich hier um das Werk einer konkurrierenden Betrügergang, werden die beiden Grimms bald eines besseren belehrt: hier haben sie es mit einem wirklichen Fluch, einem tatsächlich verwunschenen Wald und einem Sammelsurium von Gestalten zu tun, das ausreichend Stoff für später zu schreibende Märchen liefern dürfte.
Diese, zumindest auf dem Papier noch ganz annehmbar klingende Prämisse, verwandelt sich in den Händen Gilliams in eine fadenscheinige Entschuldigung für eines der unlustigsten Klamaukfeste, das seit Jahren unsere Leinwände heimgesucht hat. Statt Jake und Will mit Talenten auszustatten, die uns die spätere Berufung der beiden Märchenonkel erahnen lassen könnten, steckt Gilliam seine Protagonisten von Anfang an in altbekannte Kategorien: den oberflächlichen Draufgänger (Damon) und den vertrottelten Bücherwurm (Ledger). Den Werken der beiden historischen Vorbildern ergeht es nicht besser: zwar hüpft ein Mädchen im roten Cape durch den Wald, und auch die böse Königin darf nicht fehlen; all dies ist aber nicht mehr als schmückendes Beiwerk für langweilige FX-Szenen, platte Dialoggefechte und alberne Gags und Sujets, bei denen man zwar sehr genau spürt, dass sie auf Lacher ausgelegt sind, über die man aber beim besten Willen nicht einmal schmunzeln kann.
Gilliam, der das Drehbuch von Horrorschreiberin Ehren Krueger (Der verbotene Schlüssel) scheinbar auf eigene Faust mit überdrehtem Humor anreichern wollte, hat stattdessen einen Film geschaffen, der seinen Münchhausen aussehen lässt wie Citizen Kane. Die Gebrüder Grimm waren meisterhafte Geschichtenerzähler, deren zeitlose Werke Generationen von Kindern zum Zittern gebracht haben; bei Brothers Grimm schaudert man aus ganz anderen Gründen.

Karsten Kastelan
The Brothers Grimm USA 2005 R: Terry Gilliam. B: Ehren Kruger. K: Nicola Pecorini, Newton Thomas Sigel. D: Matt Damon, Heath Ledger, Jonathan Pryce, Lena Headey, Monica Bellucci