EINMAL HANS MIT SCHARFER SOSSE

Döner mit Doppelpass

Eine deutsch-türkische Integrationskomödie

Hatice ist eine moderne Frau mit drei Dutzend Highheels in ihrem Hamburger Wohnzimmerregal und einem anatolischen Dorf im Hinterkopf. Hatice ist Türkin und Hauptperson von mittlerweile drei autobiografischen Romanen Hatice Akyüns. Den ersten hat nun die Deutschtürkin Buket Alakus verfilmt, die mit Eine andere Liga und Finnischer Tango schon zweimal getrennte Genres überraschend kombinierte. Nach Brustkrebsdrama und Mädchenfußball, nach Aussteigerromantik und Behindertenkomödie geht es nun um nun die Suche nach dem richtigen Mann fürs Leben in zwei Kulturen und um die Familienbande. Die Romanautorin tritt dabei selbst, handspannenlang, im mehrfach phantasmagorisch in die Handlung getricksten Chor auf, der die Kulturkonflikte erst traditionell und dann immer liebevoller kommentiert.

Hatice hat nämlich ein Integrationsproblem. Sie ist erfolgreich im Beruf und hat einen netten Freund, aber auf Fahrten zur Familie schlüpft sie regelmäßig an der Stadtgrenze von Salzgitter in den langen "Vaterrock", um jeden Anständigkeitsstreit zu vermeiden. Andererseits findet sie es furchtbar, dass ihr deutscher Freund sich einen albernen türkischen Schnurrbart wachsen lässt. Sie will keinen Türken, erst recht keinen nachgemachten. Aber sie muss irgendwen heiraten, weil ihre jüngere Schwester schwanger ist, und erst nach der älteren heiraten darf.

Hektisch sucht Hatice also einen Mann, der sowohl zu den neuen Schuhen, als auch zur Tradition passt, der beim Rendezvous nicht auf getrennter Kasse besteht, nett zum strengen Vater und trotzdem deutsch ist. Einen scharfen Hans eben.

Sie probiert diesen und jenen und schwankt dabei, weil es zum Lachen sein soll, zwischen Business-Zicke und Baklava-Girl. Glaubwürdiger und berührender ist da schon die zwischen den Gags dämmernde Erkenntnis, dass die rückständigen Eltern selbst längst auch auf einem speziellen Weg in die Moderne sind. Besonders Siir Eloglu legt eine hinreißend traditionelle Mutter hin, die listig und lustig mit den Klischees spielt, sie zugleich feiert und familienfreundlich umgeht.

So bleibt dieser scharfe Hans zwar an Frechheit weit hinter der TV-Version von Türkisch für Anfänger zurück und wirkt vergleichsweise altmodisch, aber nett ist ja nicht schlecht. Zumal Buket Alakus formal schlüssig das Happy End eher an den Rock als an die Romantik hängt.

Wing

D 2013. R: Buket Alakus B: Ruth Toma K: Jutta Pohlmann D: Idil Uner, Sesede Terziyan, Adnan Maral, Siir Eloglu, Demet Gül, Max von Thun, Janek Rieke, Steffen Groth. 96 Min.