Harodim

Alles Theater

Die Weltverschwörung als 2 Personen-Stück

Sitzen ein Araber und ein Weißer in einem Keller zusammen. Sagt der Weiße: du bist ein Terrorist! Sagt er Araber: Ich weiß, genau dafür haben mich deine Leute bezahlt.

Aus diesem mäßigen Witz schraubt sich Harodim seine 90 Minuten zusammen. Der Weiße ist ein Ex-Navy auf Rachefeldzug, der Araber ein frisch abgefischter Terror-Fürst, der seinem Verhörer bei Tee und Gebäck die Welt erklärt. Zur großen Weltverschwörung gehören natürlich 9/11, der Tod Bin Ladens und überhaupt der ganze Nahost-Konflikt.

Das wirklich erschütternde an diesen geistesschwachen 90 Minuten ist nicht das öde, unfilmische Kammerspiel-Setting, sind nicht die mäßig talentierten Schauspieler oder diese billige Methode, manche Sätze durch Bilderfetzen aus Nachrichtensendungen zu ergänzen. Erschütternd ist, wie groß die Bereitwilligkeit ist, solch ein durchgekochtes Labbergemüse ernst zu nehmen. Die meisten Kritiken bemängeln die Machart und äußern sich lobend zum "Gedankenspiel": Was ist, wenn man die Bilder der Wirklichkeit solange neu zusammenbaut, bis eine ganz andere Wahrheit entsteht?

Wer so fragt, hat schon verloren. Wer Bilder und Wirklichkeit verwechselt, der glaubt auch an die Verschwörung der Freimaurer ("Harodim" ist ein Begriff aus der Freimaurerei) und hält "Die Erschaffung Adams" von da Vinci für einen Gottesbeweis.

Harodim ist nichts weiter als ein geschwätziges Stück Rechthaberei, in dem altbekannte Verschwörungsphantasien neu zusammengebacken werden. Fürs Kino zu bildarm, dramaturgisch holprig zusammengebaut, verbreitet der Film nach knapp 30 Minuten vorwiegend Langeweile. Aber vielleicht ist das ja auch nur Teil der Verschwörung.

Thomas Friedrich

Ö 2012 R & B: Paul Finelli K: Tomas Erhart D: Travis Fimmel, Michael Desante, Peter Fonda