HAVANNA BLUES

Musiker-Träume

Ein eher realistischer Blick auf die Kubanische Musik-Szene

Es geht um die beiden kubanischen Musikern Ruy (Alberto Yoel García Osorio) und Tito (Roberto Sanmartin), die davon träumen, groß rauszukommen, und das nicht erst mit 90 (wie die Kollegen von Buena Vista Social Club). Was als entspanntes Porträt der Musikszene beginnt, arbeitet sich langsam in die soziale Wirklichkeit Kubas vor. Die Hoffnung, als Musiker im nichtsozialistischen Ausland Karriere zu machen, beherrscht die junge Musikszene. Als spanische Talent-Scouts in Havanna nach neuen Musikern Ausschau halten, werfen sich Ruy und Tito einer Musikproduzentin an den Hals, führen sie durch die Underground-Szene der Stadt und hoffen auf einen Plattenvertrag und die Ausreise nach Europa. Aber auf der Jagd nach dem Karrierekick zerfällt das private Leben der Musiker. Titos Frau Caridad (Yailene Sierra) hält das unbeständige Leben mit ihrem Mann nicht mehr aus und beschließt, mit den Kindern auf einem Floß in die USA zu flüchten. Auch die Freundschaft zwischen Tito und Ruy leidet unter dem Druck der Verhältnisse. Als die Produktionsfirma verlangt, dass die Musiker im Ausland gegen das kubanische Regime Stellung beziehen, um den Geldgebern in Miami propagandistische Munition zu liefern, steigt Tito aus dem Vertrag aus.
Havanna Blues erzählt in einer etwas holprigen Dramaturgie von dem Lebensgefühl der jungen Generation auf der Karibikinsel, die gegen Perspektivlosigkeit in der Heimat ankämpft, von einem besseren Leben in der Emigration träumt und trotzdem die eigene Identität bewahren will. Fast schon nebenbei ist Havanna Blues auch ein Streifzug durch die quirlige kubanische Musikszene, die sich vom Hip Hop bis zum Heavy Metal den Frust über die Verhältnisse von der Seele singt.

Martin Schwickert

R&B: Benito Zambrano K: Jean Claude Larrieu D: Alberto Yoel García Osorio, Roberto Sanmartin, Yailene Sierra