Haywire

Einfach mal aufräumen

Ein Frauenfilm der anderen Art

Zuallererst ist Haywire ein Geschenk. Ein Geschenk an seine Hauptdarstellerin Gina Carano. Im Hauptberuf war die Dame bisher mit sieben Siegen und einer Niederlage mehrfache Weltmeisterin in der Disziplin der "Mixed Martial Arts", in der die Kontrahentinnen in einem Käfig gegeneinander antreten und alle Kampfsportarten auf fieseste Art zum Einsatz kommen.

Steven Soderbergh (Ocean's Eleven) hat nun um die versierte Kampfkunstamazone einen Film herumgebaut, der nicht nur Caranos athletischen Fähigkeiten gebührenden Raum einräumt, sondern sie von Ewan McGregor über Michael Fassbender und Antonio Banderas bis hin zu Michael Douglas mit einer Heerschar von hochkarätigen Schauspielern umgibt.

Carano spielt Mallory Kane, die Mitarbeiterin einer privaten Sicherheitsfirma, die für die regierungsamtlichen Geheimdienste die riskanteren und weniger gesetzestreuen Aufgaben übernimmt. Der Film beginnt in einer Bar irgendwo in der verschneiten amerikanischen Provinz, in der Mallory auf ihren früheren Kollegen Aaron (Channing Tatum) trifft, mit dem sie in Barcelona eine erfolgreiche Geiselbefreiung durchgeführt hat, die jedoch nur der Ausgangspunkt für eine Reihe undurchsichtiger Intrigen war. Aaron soll Mallory zum Rapport zum Unternehmenschef Kenneth (Ewan McGregor) bringen - ein Auftrag, der nach wenigen Filmminuten zur ersten atemberaubenden Klopperei führt.

Schon hier wird klar, dass die Kampfszenen, die Soderbergh mit Carano inszeniert eine ganz andere körperlich Intensität haben, als die digitalen Schnittgewitter, mit denen Martial-Arts-Szenen in den letzten Jahren aufgerüstet wurden.

Die Handlungsstruktur des Filmes ist nicht immer die Übersichtlichste, aber den Zugang, den Soderbergh sich hier zum Action-Genre freilegt, ist höchst originell. Dabei gleitet der Film nie in die Genre-Parodie ab, sondern belässt es bei trockenen Ironisierungen, die sich mit einer Liebeserklärung an die körperliche Kraft der Kinobilder verbinden. Damit sind nicht nur die Kampfkunstszenen gemeint, sondern etwa auch die eine rasante Verfolgungsjagd, bei der die Heldin einen Schurken kreuz und quer durch die Altstadt von Barcelona verfolgt. Und wie diese Frau läuft! Schnell und kraftvoll wie ein Gazelle. Da kann Tom Cruise mit seinem verspannten Sprint im letzten Mission Impossible einpacken.

Einpacken können natürlich auch die Männer im Film, die nacheinander trotz erheblicher Gegenwehr von Mallory niedergestreckt werden. Das Finale wiederum wird stilvoll an Strand im Licht der untergehenden Sonne ausgetragen. Haywire ist kein ambitioniertes Meisterwerk des Kampfkunstkinos à la Kill Bill, aber eine äußerst gelungene Stilübung, die dem hyperventilierenden Actionkino wieder ein wenig Gelassenheit und Coolness einhaucht.

Martin Schwickert

USA 2011 R: Steven Soderbergh B: Lem Dobbs D: Gina Carano, Ewan McGregor, Michael Fassbender