Hercules

Gott des Gemetzels

Dwayne »The Rock« Johnson versucht sich als tragischer Held

Zunächst die gute Nachricht: Mit der peinlichen Heldenverwaltung, die Renny Harlin zuletzt in Die Legende von Herkules betrieb, hat diese Version nichts zu tun. Und obwohl dieser Herkules auf einem Comic beruht (dazu kommen wir noch), ist die Ausgangslage verzwickter, moderner, tragischer.

Herkules tritt hier als Kopf einer Söldnertruppe auf, die in Griechenland eine gut gehende Metzelei betreibt. Herkules kann man mieten. Dann haut er die Gegner zu Klump, und seine Propagandaabteilung wird seine Heldentaten weiter in die Welt herausposaunen. Die legendären 12 Heldentaten des Herkules werden hier als freie Erfindung behandelt, und dass er der Sohn von Zeus sei ... nun gut, das beeindruckt eben die Kundschaft. Herkules und seine Jungs nehmen das nicht so ernst. Ernst ist nur Herkules` jüngste Biografie: Frau und Kinder fand er hingemetzelt vor und kann sich nicht erinnern, ob er selbst der Mörder seiner Familie ist oder nicht.

Aus dieser netten Ausgangslage macht der Film - nichts. Sobald die Handlung einsetzt - Herkules und seine Truppe sollen einem bedrängten König gegen einen fiesen Gegner helfen - läuft alles völlig absehbar ab. Die reduzierten Schauspielkünste des Titelhelden sorgen dafür, dass Regisseur Brett Ratner (X-Men: The Last Stand) Szenen vermeidet, in denen der Ex-Wrestler Dwayne Johnson Schmerz oder Kummer ausdrücken soll. Da fällt dann besser mal einfach eine Haarsträhne ins Gesicht und der Blick richtet sich auf den Boden; mehr an Darstellungskraft ist hier nicht drin.

Der Verzicht auf Schauspielkunst färbt allerdings auch auf die anderen Darsteller ab: Rufus Sewell und Joseph Fiennes bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück, und selbst John Hurt als König Cotys scheint sich gedacht zu haben: Wenn ihr eine Knallcharge haben wollt - dann bekommt ihr auch eine!

Lediglich der charismatische Ian McShane (Deadwood) als Wahrsager und Haudrauf in Herkules' Truppe beeindruckt durch Präsenz und Härte. Seltsamerweise fallen ihm auch alle intelligenten Dialogzeilen zu. Hercules bleibt so eine im Schnelldurchgang erzählte Mixtur aus Die sieben Samurai und The Wild Bunch, ohne jemals wirklich ernsthaft werden zu wollen und mit grandiosen Metzelszenen und Schlachten, in denen vor allem die geölten Muskeln und der angespannte Gesichtsausdruck von Dwayne Johnson eine Rolle spielen

Ausgedacht hat sich das eigentlich der englische Comicautor Steve Moore, der im März 2014 starb und zwei Hercules-Geschichten für das kleine US-Comiclabel Radical Comics schuf, auf seiner Geschichte "Hercules: The Thracian Wars" beruht der Film. Wegen der Standardverträge in den USA sah Moore für den Verkauf der Filmrechte keinen Cent, weshalb sein alter Freund und Weggefährte Alan Moore (nicht verwandt) zum Boykott dieses Films aufruft. Wer sich diesen staubigen Krawall also nicht antun will, kann sogar ein richtig edles Motiv vortäuschen.

Thomas Friedrich

USA 2014 R: Brett Ratner B: Evan Spiliotopoulos, Ryan Condal; nach dem Comic von Steve Moore. K: Dante Spinotti D: Dwayne Johnson, Ian McShane, Rufus Sewell, Peter Mullan. 98 Min.