Der Hobbit - die Schlacht der fünf Heere

Streckmittel

Nach über 400 Filmminuten hat die Geschichte endlich ein Ende

Wo waren wir stehen geblieben? Ja, richtig: Smaug, der Riesendrache, ist seinen Widersachern entkommen, steigt empor in die Lüfte Richtung Seestadt und hat nur eins im Sinn: Rache. Mit einem perfekten Cliffhanger endete der zweite Teil von Peter Jacksons Hobbit-Trilogie, um die Fans, die bisher fast zwei Milliarden Dollar in die Kinokassen eingezahlt haben, noch ein weiteres Jahr schmoren zu lassen. So kann Teil Drei Die Schlacht der fünf Heere gleich zu Beginn in die Vollen gehen. Als veritable Apokalypse nimmt die Drachenrache auf der Leinwand Gestalt an. Die Menschen versuchen in Booten zu flüchten. Das Riesentier schwebt im Tiefflug über der Stadt und verwandelt die ärmliche Holzhüttensiedlung mit seinem wütenden Atem in einen Feuerteppich. Dem Bogenschützen Bard (Luke Evans) gelingt es diesmal, den Pfeil im glühenden Herz des Finsterlings zu versenken, der mit großem Getöse vom Himmel fällt. Smaug ist tot, aber das Böse noch längst nicht aus Mittelerde vertrieben. Denn der gigantische Schatz, den der Drache im Einsamen Berg bewacht hat, weckt Begehrlichkeiten. Zwergenkönig Thorin (Richard Armitage) verfällt dem Goldrausch und beansprucht den Berg samt Wertgegenständen als Erbe seines Volkes. Auch die Flüchtlinge aus Seestadt hoffen auf einen Anteil als Existenzgründungszuschuss. Elbenkönig Thranduil (Lee Pace) rückt mit seiner schmucken Glitzerarmee an. Die Zeichen stehen auf Krieg.

Hier ist Peter Jackson in seinem Element, lässt eine Pixelarmee nach der anderen antreten und den Nachschub an Orks nie enden. Praktischerweise zeigt sich das Kriegervolk als äußerst sterbewillig. Eine flüchtige Berührung mit dem Schwert oder ein einfacher Steinwurf reichen aus, um den Monstern auf FSK-12-Niveau das Licht auszublasen. Aber sie sind viele, und es dauert viele zunehmend ermüdende Filmminuten, bis dem übermächtigen Feind der Garaus gemacht ist. Auch im dreidimensionalen Action-Getöse schmeckt man die Streckungsmittel deutlich heraus, mit denen Jackson Tolkiens dreihundertseitiges Kinderbuch zu einem dreiteiligen Epos von insgesamt 474 Filmminuten verlängert hat. Dabei zeigt sich erneut, dass Jackson zwar ein Meister des Spektakels, aber kein raffinierter Geschichtenerzähler ist.

In den Szenen, in denen nicht gekämpft, gefochten oder mit dem Flitzebogen herumhantiert wird, kommen gewichtige Themen wie Freundschaft, Ehre und Heldenmut zur Sprache. Dabei tropft aus den bierernsten Erläuterungen das Pathos literweise in den Kinosaal hinein. Zum humorfernen Konzept des kriegerischen Finales gehört auch, dass Bilbo Beutling als Sympathieträger in den Hintergrund gedrängt wird. Hier und da darf der Hobbit nach gescheiterten Friedensbemühungen zwar auch mal das Schwert schwingen. Aber im speziesübergreifenden Testosteronrausch bleibt der kleine Mann zunehmend außen vor.

Damit verliert der dritte Teil seinen emotionalen Andockpunkt. Eher erschöpft als begeistert ist man am Ende, wenn der Film seinen Hobbit wieder in die grasgrüne Heimat geleitet und glücklicherweise kein weiteres Sequel in Sicht ist. Aber vielleicht findet Jackson ja noch drei, vier Seiten im Tolkien-Nachlass, die sich zu einem neuen Franchise aufblasen lassen.

Martin Schwickert

The Hobbit: The Battle of the Five Armies. NZ/USA 2014 R: Peter Jackson B: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Guillermo del Torro K: Andrew Lesnie D: Ian McKellen, Martin Freeman, Richard Armitage. 144 Min.