»FAHR' ZUR HÖLLE, HOLLYWOOD!«

Showgirls

Eine unlustigte Satire des "Basic Instinct"-Autors

Wenn ein Hollywood-Regisseur mit seinem Film unzufrieden ist, kann er seinen Namen nachträglich vom Film zurückziehen. Als Regisseur wird dann "Alan Smithee" angegeben. Wäre es da nicht unheimlich lustig, wenn nun wirklich einen Regisseur Alan Smithee hieße? Wenn er seinen Namen deshalb nicht zurückziehen könnte? Und wenn er stattdessen den fertigen Film klauen und verbrennen würde? Nein, wäre es wohl nicht. Das hat aber niemand dem Drehbuchautoren Joe "Showgirls" Eszterhas gesagt.
Eszterhas ist der Hauptverantwortliche für diesen mißglückten Versuch einer Hollywood-Satire, war zudem als Produzent und (ganz, ganz grausam) als Nebendarsteller tätig. Einen Regisseur hat der Film freilich auch: Der Veteran Arthur Hiller - Gerüchten zufolge soll er in den 70ern einen guten Film gemacht haben (nö, aber einen sehr erfolgreichen: "Love Story"; der Chef) - wurde für dieses Machwerk noch einmal ausgegraben. Er hat seinen Namen dann zurückgezogen: Im Vorspann ist der schon oben erwähnte Alan Smithee als Regisseur genannt. Ob Hiller wirklich so unglücklich mit dem Film ist (zu verstehen wäre es) oder ob das nur ein Publicity-Gag sein soll, wird wohl immer ein Geheimnis der Hollywood-Götter bleiben. Jedenfalls ist er einer der ganz wenigen Alan Smithees, die einen Cameo-Auftritt in ihrem eigenen Werk haben.
Hiller ist trotzdem am wenigsten für das desaströse Endergebnis zur Rechenschaft zu ziehen. Der als fake-Doku angelegte Film besteht fast ausschließlich aus nachgestellten Interviews, in denen die Darsteller krampfhaft unlustige Wortspiele vortragen müssen, begleitet von einigen antiken visuellen Gags. Hillers Arbeit bestand vermutlich weitgehend darin, die Akteure in den Bildrahmen zu setzen und ihnen eventuell den Text zu soufflieren, wenn sie den mal wieder vergessen haben sollten. Gedreht wurde natürlich vor den berühmten Locations, von denen der kundige Kinofan schon viel in der cinema oder im FAZ-Magazin gelesen hat, auch einige Gaststars (deren Namen hier aus Pietät verschwiegen werden sollen) konnten für den Film gewonnen werden. Und wenn Eszterhas vor diesem Hintergrund seine Charaktere hemmungslos vögeln, fluchen und rauchen läßt, wenn er uns geldgeile, rassistische, geltungssüchtige Produzenten vorführt und so Hollywoods Pseudo-Tabus ad absurdum führt, so mag dies beinahe ein netter Ansatz für eine Satire sein. Aber dieser Ansatz hat natürlich keine Chance gegen die unsäglich blöde Story, die langweiligen Dialoge und die einfallslose Inszenierung.
Es bleibt die Frage, warum Fahr' zur Hölle, Hollywood ! überhaupt auf den Zuschauer losgelassen wird. Schließlich hat weder das deutliche Verschieben des Starttermins nach hinter noch mehrfaches Umschneiden den Film besser gemacht. Aber vermutlich waren die Namen der Gaststars zu groß, um ihn im Keller des Produzenten verschimmeln zu lassen, und vermutlich glaubt der Verleih tatsächlich, mit den Namen der Stars noch eine schnelle Mark machen zu können. Damit liegt die wahre Satire nicht im Film selbst, sonder vielmehr darin, daß so etwas überhaupt ims Kino kommt.

Alan Smithee