MEN OF HONOR

Schwarzer Taucher

Cuba Gooding will unbeding zur Navy. Die aber hat was gegen Neger

Hollywood pflegt gute Kontakte zum Pentagon. Bevor George Tillman mit den Dreharbeiten zu dem Navy-Heldenmärchen Men of Honor begann, schickte die Produktionsfirma das Drehbuch zur Durchsicht ans Verteidigungsministerium. Dort muss man das unkritische Potenzial der Geschichte gleich erkannt haben und stellte großzügig einen Flugzeugträger für ein paar Außenaufnahmen zur Verfügung.
Dabei nimmt Men of Honor ein durchaus heikles Thema ins Visier: die Rassendiskriminierung in der US-Marine der 50er Jahre. 1948 hatte Präsident Johnson die Rassentrennung in den Streitkräften aufgehoben. Aber von der juristischen bis zur faktischen Gleichstellung war es ein langer Weg. Men of Honor beschreibt diesen Weg als klassisch amerikanische Erfolgsstory. Der junge Afroamerikaner Carl Brashear (Cuba Gooding jr.) ist der tatkräftige Sohn einer armseligen Farmersfamilie in Kentucky. Gib niemals auf und komm nie wieder nach Hause zurück, sagt sein Vater zum Abschied, als Carl sich nach dem Zweiten Weltkrieg freiwillig zur Navy meldet. Noch herrscht dort ein Apartheidssystem. Schwarze werden nur als Offiziersburschen oder Kombüsenhelfer eingesetzt. Carls Leidenschaft gilt jedoch weniger dem Kartoffelschälen als dem Tiefseetauchen. An die 100 Eingaben schreibt er, um als erster Schwarzer in die Tauchschule der Navy aufgenommen zu werden. Der Ausbilder Billy Sunday (Robert De Niro) macht aus seinen rassistischen Abneigungen keinen Hehl, und der Rest der Mannschaft verlässt unter Protest den Schlafsaal, als Carl dort Quartier bezieht. Allen Diskriminierungen zum Trotz beißt sich Carl durch die harte Ausbildung und seine außerordentliche Willensstärke fordern auch dem bärbeißigen Cheftaucher Sunday Respekt ab.
Der moderne Rassismus ist eine subtile Angelegenheit mit Wechselwirkungen in beide Richtungen und zu kompliziert für eine Hollywoodgeschichte, die sich der moralischen Erbauung des Publikums verschrieben hat. Regisseur Tillman konstruiert den Kampf um Gleichberechtigung im chauvinistischen Navy-Betrieb als einfältiges Heldenmärchen. Mit nahezu übermenschlicher Leistungsbereitschaft erringt Carl die Anerkennung seines weißen Ausbilders. Robert De Niro spielt den zynischen, alkoholkranken Rassisten als schillernde tragische Figur, wenn auch mit sattsam bekanntem mimischen Repertoire. Ihm gegenüber verblasst Cuba Gooding jr. als schwarzer Vorzeigeamerikaner mit Familiensinn, Beruf und Berufung zunehmend. Die hingebungsvolle Leidenschaft des Helden für seine Profession bleibt ohnehin im Verborgenen, denn vom Standpunkt des Kinozuschauers betrachtet ist Tiefseetauchen einfach eine stinklangweilige Angelegenheit. Masochistischer Höhepunkt der kruden Heldensaga wird schließlich eine Militärgerichtsverhandlung, in der Carl, der mittlerweile einen Fuß im Dienst fürs Vaterland verloren hat, seine Tauchertauglichkeit einbeinig unter Beweis stellt. Jetzt kämpft er nicht nur gegen die rassistischen Vorurteile, sondern auch gegen die Diskriminierung von Behinderten. Auf die Idee, dass er sich anschließend einer Geschlechtsumwandlung unterzieht, um auch noch gegen die Diskriminering der Frauen protestieren zu können, hat Men of Honor dann gottseidank verzichtet.

Martin Schwickert

USA 2000 R: George Tillman jr. B: Scott Marshall Smith K: Anthony B. Richmond D: Robert De Niro, Cuba Gooding jr., Charlize Theron