THE HOST

Giftmüll-Godzilla

Ein intelligenter Horrorfilm aus Südkorea

Wenn wir die Natur missachten, wird sie sich bitter an uns rächen. Diese Erfahrung machen die Menschen am Ufer des koreanischen Hanflusses. Nachdem jahrelang rücksichtslos giftige Chemikalien in das Gewässer gekippt wurden, kam es mit der Zeit zu gefährlichen Mutationen. Eine davon ist nun zu einem gigantischen Ungeheuer angewachsen. Das schnappt sich Hyun-Seo, die halbwüchsige Tochter des verträumten Imbissbudenverkäufer Gang-Du. Gang-Dus Trauer ist groß. Doch dann geschieht das Wunder: Hyun-Seo lebt. Sie steckt irgendwo in der Kanalisation unter dem Hanfluss fest und schafft es gerade noch mit ihren letzten Handyreserven ihren Vater anzurufen. Da die Behörden Gang-Du nicht glauben wollen und das Gebiet längst unter Quarantäne gestellt haben, ist der verzweifelte Vater dazu verdonnert, die verlorene Tochter eigenmächtig zu retten. Unterstützt wird er dabei nur von seiner verkorksten Familie.
Als die Gruselaction The Host im vergangenen Jahr in die südkoreanischen Kinos kam, brach sie binnen weniger Wochen alle Einspielrekorde. 13 Millionen Besucher wollten den glitschigen Giftmüll Godzilla zu Gesicht bekommen. Wer hinter der unglaublichen Handlung einen rundum turbulenten Gruseltrash erwartet, sieht sich allerdings getäuscht. Bisweilen nimmt sich der Film reichlich ernst. Und zwar immer dann, wenn er mit den realen Ängsten der asiatischen Bevölkerung spielt. Der Feind, so hat es den Anschein, ist nicht nur im Wasser zu finden. Auch die Polizei agiert äußerst zweifelhaft. Sie klärt das Volk nicht über den entstandenen Notstand auf, sondern geht höchst willkürlich zu Werke. Wer im Weg steht, wird abgeführt. Einfach Sack über den Kopf - und tschüss.
Ebenso stehen die USA im Fadenkreuz der Kritik. Sie eilen den Südkoreanern ungefragt zu Hilfe, indem sie eine ungeprüfte Chemikalie quer über den Hanfluss verstreuen und bekämpfen Giftmüll mit Giftmüll.
Abgesehen von diesen gesellschaftskritischen Tönen offenbart sich dem Zuschauer ein schillernder Gruselspaß. Gang-Du ist ein sympathisch tollpatschiger Kerl und seine Tochter ein taffes kleines Mädchen. Zudem wurde der animierte Monsterfisch vortrefflich in Szene gesetzt. Als Mischung aus Alien, Godzilla und Moby Dick schwimmt, springt und schlängelt er sich durchs schmutzige Wasser.
Gewöhnungsbedürftig ist die deutsche Synchronisation. Gerade in tragischen Extremsituationen schafft sie es nicht, die asiatische Seele des Films vollständig einzufangen.

Oliver Zimmermann

Südkorea 2006, R: Joon-ho Bong B: Chul-hyun Baek, Joon-ho Bong K: Hyung-ku Kim D: Song Kang-ho, Byun Hee-bong, Park Hae-il; 119 Min.